Weihnachtsstimmung irgendwer?

Ist schon jemand in Weihnachtsstimmung, liebe Leser? Irgendwer einen Weihnachtsbaum? Eben. Wozu auch. Weihnachten ist passé.

Wir brauchen unsere Wohnungen und Häuser nicht aufzuheizen, um ein einziges Mal im Jahr wohlige Wärme zu empfinden, wir brauchen nicht in die Stadt zu wandern, um exotische Früchte kaufen zu können, wir brauchen nicht das Gericht zu kochen, das die meisten Ressourcen verbraucht, wir brauchen nicht den Geruch von Weihrauch und anderen Gewürzen einzuatmen, denn wir können uns diese Gerüche an jeder Ecke kaufen, wir brauchen keine Lieder zu singen, denn singen können wir ja alle nicht mehr, wir brauchen keine Beutel füllen, denn verpackt sind die Geschenke ja eh doppelt, wir brauchen die Familie nicht versammelt, denn sie ist sowieso immer da, wir brauchen uns nicht auf Gekochtes freuen, denn für uns wird täglich gekocht, wir brauchen uns die Einfachheit der Sprache nicht anzutun und irgendwelche Weihnachtswünsche auszusprechen, denn Autoren formulieren uns sowieso vor, was zu sagen ist, sie lassen uns etwas denken, das wir nicht sagen können, wir brauchen keine Instrumente, denn die CD ist interessanter, wir brauchen nichts Einfaches, denn das Schwierige ist en vogue, wir brauchen keine Umarmungen, denn die gibt es erst am Totenbett, wenn wir nicht geschäftlich unterwegs sind, wir brauchen keine Gewürze, denn wir kommen nicht an sie ran. Wir resignieren vor einer konstruierten Weihnacht und schenken uns Belangloses.

Weihnachten ist nicht mehr braun, beschalt, alt. Weihnachten ist rot, beschallt und jung. Erniedrigend.