Jahresrückblick 2008

Jetzt, wo man sozusagen weg ist, kann man austeilen, da kann einen keiner stören, da gibt es keine Widerrede. Soll ich zum Rundumschlag ausholen und alles beim Namen nennen, was mir in dem Jahr nicht gepasst hat, alle Mitmenschen öffentlich ausrichten und ihnen nur Böses tun? Aber! Gar nichts werde ich tun, es gibt ja nichteinmal Grund dazu. Es ist sogar, ganz im Gegenteil, durchaus erfreulich gewesen, dieses Jahr 2008, auf eine gewisse Art und Weise.

Zuersteinmal das Offensichliche: Meine Seite wurde ziemlich lange, lediglich mit zwei Monaten Ausnahme, von nur einem CMS bedient und dieses CMS nennt sich WordPress. Von WordPress gab es in diesem Jahr nicht nur ein paar Versionen, sondern riesige Versionssprünge mit einem doppelten Generationenwechsel in der Benutzeroberfläche (und ich kann mich noch immer nicht wirklich an das Grau in Grau gewöhnen, nachdem ich monatelang auf einen orangenen Balken gestarrt habe).

Ich bin in diesem Jahr einem Paradigmenwechsel in der Benutzung von Gmail unterlegen. Apple Mail statt Gmail, lautet nun die Devise. NetNewsWire verwende ich schon lange anstelle von Google Reader, seit kurzer Zeit auch auf dem iPhone. Alle Nicht-Google-Versionen (Apple Mail, NetNewsWire) sind zwar immer ein bisschen langsamer und träger als die Google-Varianten (Gmail, Google Reader), aber man fühlt sich besser. Weniger beobachtet.

2008 war, was Kinofilme oder Filme generell angeht, wenig erfolgreich. Einerseits der Streik der Drehbuchautoren in den USA, andererseits die Änderung (und Polarisierung) meines Filmgeschmacks: Entweder ganz blöd und Totalaction oder Naturfilm mit Klaviermusikbegleitung. Was hatten wir da 2008? Unsere Erde – Der Film hat mich mit seiner gewaltigen Bildsprache begeistert. Und das war es auch schon wieder. King Of Queens ging zu Ende, die vierte Staffel von Lost ebenso, aber das ist ja noch irgendwie zu verkraften.

Ganz und gar nicht kann man den miesen Kaffee in Österreich verkraften. Gäbe es nicht das Radlager mit seinem Passalacqua aus der Faema, ich würde tatsächlich verzweifeln. In diesem Zusammenhang habe ich auch eine „Entdeckung“ gemacht: Was der Falter – an dieser Stelle Gratulation zum neuen Layout! – als „Best of Vienna“ ausgibt, ist einfach nur grindig, besonders wenn es um die Cafés geht. Nicht eines der getesteten Cafés konnte mich überzeugen. Nicht einer der Thailänder war gut, nicht ein Inder, nicht ein Chinese. Letztlich, aber das war immer schon klar, kann man sich nur auf sich selbst verlassen.

Sehen wir uns ein paar Highlights aus dem Jahr 2008 auf dreitehabee an:

  • Die Duden-Office-Bibliothek ist unbrauchbar, da die Suchfunktion des Programms schlichtweg von Idioten programmiert worden sein muss.
  • Ebensowenig zahlt es sich aus, den Alt-Hietzinger Ball zu besuchen. 2008 war das ein Kinderball mit Alterskontrolle und verschiedenfarbigen Bändchen für Alkohol-Ja und Alkohol-Nein.
  • Die Google-Falle, vielleicht auch ein Impetus für meinen Umstieg aufs „gewöhnliche“ Mail-Dasein, ist ein lesenswertes Buch. Wenn es dann als Taschenbuch erschienen ist. Alles, was da drinnsteht, kann auch übers Internet nachgelesen werden.
  • Im April habe ich mir die Bodies-Ausstellung im Gasometer angeschaut und war von dieser Peinlichkeit mit horrendem Eintrittspreis erschüttert.
  • Ebenso im April wurde dreitehabee kopiert.
  • Weil WordPress einfach nicht Out-of-the-Box funktioniert, habe ich eine Sammlung von Plugins, ohne die WordPress nicht kann, zusammengestellt. Der Artikel gehört zu den am häufigsten aufgerufenen Artikeln auf dreitehabee.
  • Inzest, Entführung und Autorität als typisch österreichische Fälle, so der Titel meines Artikels, der eine Zusammenfassung der Reaktionen auf den Inzestfall in Amstetten präsentiert. Einige wütende E-Mails haben mich erreicht, ebenso einige beipflichtende. Also dürfte die Aussage schon so stimmen…
  • Mit einem Schlussstrich habe ich mich kurzerhand von WordPress verabschiedet, nicht viel später bin ich zu Tumblr gewechselt.
  • Einen Schlussstrich hat offenbar auch Dieter Telfser gezogen und mit seinem Auftritt auf der Typo Berlin für Aufregung gesorgt. Der Adler auf seinem Kopf dürfte da noch das geringste Problem gewesen sein. Die Reaktionen sind weitreichend: Von Bewunderung bis hin zu Abscheu ist alles zu finden.
  • Dann die Fußball EM mitten in Wien. Alles war irgendwie lässig, aber die Fanzone war nicht nur mir gänzlich unsympathisch.
  • Wenig später wurde Firefox 3 veröffentlicht, ein Spitzenbrowser, der, würde er auf dem Mac nicht so hässlich aussehen, beste Chancen haben, Safari von meinem Standardbrowser zum Nebenbrowser zu machen.
  • Am 23. Juni wurde mir von der ORF Futurezone ein Floh ins Ohr gesetzt: Der starke Kontrast zwischen jungen und älteren Mitarbeitern und die damit einhergehende Spaltung in der Art und Weise des Benutzens der Computerinfrastruktur.
  • Meine Meinung zu ineffektiven Firmenseminaren, kennt ja mittlerweile jeder: Alles, was unnötig ist, weil sich niemand daran hält, vor allem nicht die Vorgesetzten, führt nur zu unnötigen Spannungen…
  • Am 8. September war es soweit, ich bin zu Tumblr umgezogen und es war eine gute Zeit. Echt. Gäbe es da nicht ein paar Probleme, wie meine immerwährende Sorge, dass meine Daten bei Tumblr nicht so ganz meine Daten sind… ich wäre noch immer dort.
  • Nach fast einem Dreiviertel Jahr ist mein Mac einfach so gestorben: Irgendwas war mit der Festplatte, dann mit dem Bildschirm, dann doch mit der Stromversorgung. Die Maus war sowieso andauernd hin. Zum Glück fanden all die Vorfälle in der Garantiezeit statt.
  • Politisch war es auch im Internet nicht uninteressant. Man konnte sich live ansehen, wie dilettantisch die verschiedenen Parteien im Web arbeiteten. Auf Flickr waren sie, auf Twitter, Blogs hatten sie – und alles war ein Trauerspiel.
  • Am 6. Oktober 2008 um 11:29 Uhr starb ein alter Mann nur 20 Meter von mir entfernt im Einkaufszentrum.
  • James Bond – Ein Quantum Trost in der zweiten Novemberwoche. Im Großen und Ganzen ein schwacher Film, der aber mit einigen fantastischen Szenen, einer unglaublich starken Filmmusik und einer noch nie dagewesenen Kürze aufwarten kann. Sehenswert? Sicher, aber mit Vorbehalt.
  • Ebenso im November wurde das Design von dreitehabee völlig verändert. Erstmals überhaupt benutze ich ein Theme-Framework, erstmals überhaupt ein dreispaltiges Design. Ganz ehrlich, ich muss mich selbst noch daran gewöhnen, den meisten gefällt es allerdings.
  • Wenn ich WordPress schon so aktiv nutze, warum nicht auch etwas an die Community zurückgeben. Ich bin für die deutsche Übersetzung des YARPP-Plugins verantwortlich.
  • Vor einigen Monaten geboren, habe ich meine Vorstellung von Digital Immigrants und Digital Natives nun in einem Artikel untergebracht.
  • Durchspickt waren all die Themen von den üblichen Raunzereien über schlechten Kaffee, idiotische Mitbürger oder Kollegen und uninteressante Erlebnisse. Dennoch war es mir ein Volksfest!

Was bleibt? Nicht viel! Ich wünsche all meinen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir sehen uns dann 2009!