Reisen ist das Gegenteil von Urlaub

Es gibt einen essentiellen Unterschied zwischen einer Reise und dem, was man „Urlaub“ nennt. Das sollte nur jeder und jedem klar sein.

Was ich nicht mag:

„Willkommen in/auf…!“ Frühstück gibt es von 7 bis 9:30 Uhr. Gruppe A. Gruppe B. Frühstücksbuffet. Herrichten fürs Frühstück. Eingehaltene Essenszeiten. Fachdiskussionen am Frühstückstisch in Ermangelung eines Einzel- oder, wenn schon, eines Zweiertisches. Familiennamennennen beim Einsteigen. Panoramadach-Busreisen. Elefantenreiten. Tigerstreicheln. Traditionelle Lebensweise erforschen bis 14:00 Uhr. Schaumönche. Mittagessen, bevor das Frühstück verdaut wurde. Urlaubsanbietervergleiche. Nicht wie im Prospekt-Diskussionen. Mediation und Streitschlichtung. Nachmittagsprogramm. Fotostopps. Pipimachen-Stopps. Bootsausflüge mit Tauchmöglichkeit. Aussichtsplattformen. Nur hier werden wirklich traditionelle Waren verkauft-Shops. Ausflugsgruppen, die „später wieder zu uns stoßen werden.“ Kulturabend mit traditionellen Speisen. Pommes Frites dazwischen. Und Ketchup. „Ach wären wir…“ und „Hätten wir doch…“ Sex aus Langeweile. Fernsehabende, die wie ein Highlight wirken. Weinverkostungen. Kulturbesichtigungen. Mitternachtssnacks. Die Seele baumeln lassen. Meine Muttersprache im Ausland.

Was ich mag:

Hotelsuchen und daraus resultierende Diskussionen mit dem Taxifahrer, der einen immer und immer wieder in die Provisionsschlafstätten zu bringen. Nicht rasieren. Frühstück gegen Mittag am örtlichen Markt. Eine Frucht, die man noch nie gesehen und deren Namen man nicht verstanden hat, kosten. Kein Wort der Menschen im Umkreis von 250 Meter in die grundlegenden Kenntnisse der Landessprache einbauen können. Moped- und Motorradtaxis ausweichen. Zwischendurch-Mahlzeit bei einer Garküche keinen Kilometer von der Schnellstraße entfernt. Busbahnhof finden. Mit viel zu vielen Menschen in einem Bus fahren. Ankommen und nicht wissen wohin. Touristen in einem Panoramadach-Autobus vorbeifahren sehen. Kaffee in einer Bretterbude trinken. Von den Verwandten, Bekannten und Freunden des Bretterbudenbesitzers in Österreich und Los Angeles erzählt bekommen. Beim Spazierengehen von neugierigen Kindern begleitet werden. Den Moment, wenn man zum ersten Mal das Meer zwischen Palmenblättern sieht. Einen Weg zum Strand finden. An hochgezogenen Fischerbooten vorbeigehen. Das kalte Wasser auf dem Warmen Sand zwischen den Zehen spüren. Am Strand entlanggehen und dabei niemandem begegnen. Am Horizont einen Bootsausflug mit Tauchmöglichkeit sehen. Völlig ausgetrocknet nach Wasser fragen. In einem Lokal irgendetwas zu essen bekommen, dessen Namen und Zusammensetzung man nie erfahren wird. Den Geschmack entdecken. Sich verabschieden, um den letzten Autobus zu erwischen. In einem leeren Autobus wieder in die Stadt fahren. Reifenplatzer mitten am Gebirgspass. Tee kochende Reisende. Weiterfahrt um 3:00 Uhr morgens. Ankunft in der Stadt um 5:00 Uhr. Kleines Frühstück am lokalen Markt. Das Lachen des Marktstandbetreibers, wenn man vom Reifenplatzer erzählt. Das Betreten des Hotels um schlafen zu gehen, wenn sich die Reisegruppen zum Frühstück, Gruppe A und B, treffen.