Musik. Dann ein Crescendo. Wie allein die Satzlänge unsere Wahrnehmung bestimmt.

Gary Provost gelingt es, einzig durch die Variation von Satzlängen, Gänsehaut zu verursachen.

Das folgende Zitat aus Gary Provosts „100 Ways to Improve Your Writing“ ist, sofern laut gelesen, ein Augenöffner. Allein durch die Variation der Satzlänge, der gezielten Ansprechen der Leser:innen und einer Pause an genau der Stelle, die eine Pause benötigt, schafft er, was in Textform auf den ersten Blick unmöglich zu sein scheint: Musik.

This sentence has five words. Here are five more words. Five-word sentences are fine. But several together become monotonous. Listen to what is happening. The writing is getting boring. The sound of it drones. It’s like a stuck record. The ear demands some variety.

Now listen. I vary the sentence length, and I create music. Music. The writing sings. It has a pleasant rhythm, a lilt, a harmony. I use short sentences. And I use sentences of medium length. And sometimes, when I am certain the reader is rested, I will engage him with a sentence of considerable length, a sentence that burns with energy and builds with all the impetus of a crescendo, the roll of the drums, the crash of the cymbals–sounds that say listen to this, it is important.

Gary Provost, 100 Ways to Improve Your Writing, p. 60

Ich habe einige Bekannte bereits gebeten, mir dieses Zitat vorzulesen, und musste (ehrlich gesagt: mit Entsetzen) feststellen, dass bei einigen von ihnen kein Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Absatz zu hören ist. Sie lesen die in ihrer Länge variierenden Sätze genauso monoton vor wie jene, die aus nur fünf Wörtern bestehen. Vielleicht hilft eine vorgetragene Version des Zitats? – Allen anderen danke ich fürs Zuhören. (Und wer jetzt auf Google Books nachschaut, sollte sich den Abschnitt „Show, don’t tell!“ unbedingt ansehen!)