COVID-19, Tag 278: Alles egal?

Dienstag, 15. Dezember 2020, Tag 278 der Corona-Pandemie. Die Krankheit ist in den Hintergrund gerückt, das Mahnen und Befolgen von Maßnahmen beschränkt sich auf diejenigen, die ohnehin und immer schon die Mahnung gehört und die Maßnahmen befolgt haben. Einige von ihnen beschreiten fast schon extreme Wege (die Selbstisolation tut nicht allen gut), alle anderen sehen nur noch den Friseurbesuch, das gemeinsame Punschtrinken (von wegen 50 Meter, von wegen Babyelefant), das Anstellen vorm CCC, TK Maxx oder vorm H&M oder an der Kasse beim Billa (von! wegen!! Babyelefant!!!) als zu überwindende Hindernisse in einer sonst halt irgendwie so dahinlaufenden Welt.

Das angebliche Kommunikationsgenie – die Charakterisierung wohl auch nur eine Ausrede, um sich selbst die Peinlichkeit irgendwie schön zu reden – versagt mit jedem Tag, an dem die Todeszahlen steigen, mehr und versucht, Verantwortung wo nur möglich abzuschieben. Klar, die Dinge werden schöngeredet werden und ja, wir Österreicher haben ein kurzes Gedächtnis und die, die ein längeres haben, sind sowieso Nestbeschmutzer. (Wer das nicht glaubt und sich diesen Konflikt zwischen Schönreden und „Als Nestbeschmutzer dastehen“ in einer pervertierten, aber deshalb umso unangenehmeren Ausformung geben will, dem sei die für den Ort noch peinlichere, zweite Dokumentation über den Wahnsinn in Ischgl ans Herz gelegt. Und wer sich nicht 47 Minuten lang fremdschämen will, der kann sich auch die pointierte Zusammenfassung samt Einbettung in den größeren Zusammenhang bei gehört gebloggt durchlesen.)

Aber, und damit kehre ich wieder zurück zu dem, was ich eigentlich sagen will, es scheint alles nur noch egal zu sein. Die Massentests waren ein Flop, da brauchen wir nichts schönzureden, die Impfungen werden es noch mehr werden. Bringt nichts. Zeigt eh nur den heutigen Tag. Wozu soll ich mir das antun, wenn ich mich danach gleich wieder anstecken kann? Was bringt es, wenn… Und zur Impfung: Das wurde nicht getestet. Ich werde mich sicher nicht in die erste Reihe stellen. Das ist unsicher, und so weiter. Natürlich, es ist aller Personen Recht, sich freiwillig nicht testen oder impfen zu lassen, bis halt die Verwandten sterben und sich dabei am iPad in der Isolierstation zuschauen lassen können. Die Mama besuchen geht vor! Niemand hat das deutlicher gesagt als Angela Merkel.

Es tut mir leid […] aber wenn wir dafür den Preis zahlen, dass wir Todeszahlen von am Tag 590 Menschen haben, dann ist das nicht akzeptabel aus meiner Sicht. […] Und wenn uns die Wissenschaft geradezu anfleht, vor Weihnachten, bevor man Oma und Opa und ältere Menschen sieht, eine Woche der Kontaktreduzierung zu ermöglichen: Dann sollten wir vielleicht doch noch mal nachdenken, ob wir vielleicht irgendeinen Weg finden… […] Ich will nur sagen: Wenn wir jetzt vor Weihnachten zu viele Kontakte haben und anschließend es das letzte Weihnachten mit den Großeltern war, dann werden wir etwas versäumt haben. Und das sollten wir nicht tun.

Angela Merkel am 9.12.2020

Österreich? LOL, nichts harter Lockdown. Weiterstrudeln in der Ahnungslosigkeit. Hier ist uns alles egal. Kinder, Tote, Geflüchtete, Zelte im Schlamm, Kälte, alles egal. Wir tun, was uns unser externer Anstand sagt (und beten halt mal im Parlament, wenn’s sein muss), aber dort auch nur das Mindestmaß an Erfüllungspflicht. Und dann wollen wir unsere Ruhe haben, weil der Punschstand hat schon offen. Oder der Friseur, der CCC, der TK Maxx oder der Billa. Gestorben wird eh immer. Zynisch? Nein: Realistisch! Oder wie kennen Sie das Leben?