Frühstücken in Wien

Ich habe diese Liste lange Jahre aktuell gehalten. Mittlerweile ist das Thema „Frühstücken in Wien“ ausgeschlachtet worden und es gibt nur darauf spezialisierte Blogs. Was sie alle nicht sagen, ist aber, dass Frühstücke, die man in Wien bekommt, in den meisten Fällen überteuerter Crap sind. Sollte sich daran etwas ändern, fange ich wieder an, diese Seite zu pflegen.

Frühstücken in Wien kann man gut, lange und bis spät in den Tag hinein. Ein Frühstück um 15:00 Uhr ist in den meisten Lokalen kein Problem, doch stellt sich die Frage, ob nicht einige Cafés und Restaurants empfehlenswerter sind als andere. Anders gefragt: Wo gibt es das beste Frühstück in Wien?

Ich habe auf dieser Seite eine launige Bewertung der Frühstückslokale dieser Stadt zusammengestellt, die ich ruhigen Gewissens empfehlen kann, weil sie angemessenen Lokalkolorit mit essbaren, wenn nicht sogar wirklich guten Frühstücksspeisen kombinieren.

Der Natur der Sache entsprechend, sind alle hier abgegebenen Kommentare und Bewertungen zu den jeweiligen Lokalen und Cafés mein subjektiver Eindruck.

1. Bezirk

Café de l’Europe

Am Graben 31, 1010 Wien. Das einzige Café, in dem mir der Kännchenkaffee besser schmeckt als der Espresso. Die Frühstückspreise sind hoch, die Miete wohl auch, zum Brunch eignet sich das de l’Europe aber hervorragend. Frühstücken kann man um etwas über 10 Euro, ein Brunch gibt es ab 17 Euro. Dennoch: Die Location zählt hier bei weitem mehr als die Qualität der Speisen.

Café Einstein

Rathausplatz 4, 1010 Wien. einstein.at. Was für ein Frühstück erwartet einen in einem Studenten-/Bierlokal? Ein reichhaltiges und gutes zu einem unschlagbaren Preis von 7,50 Euro. Wer gut und billig frühstücken möchte und aufs Ambiente keinen Wert legt, kann im Einstein auf seine Kosten kommen. Wem der mäßige Kaffee nicht schmeckt, kann ausnahmsweise den ganz guten Tee ausprobieren oder gegen den Durst gratis Himbeersaft aus Plastikbechern trinken.

Café Griensteidl

Michaelerplatz 2, 1010 Wien. cafegriensteidl.at. Beste Location, schönstes und klassischstes Kaffeehaus. Widerliches Essen, ekelerregender Kaffee.

Zum Schwarzen Kameel

Bognergasse 5, 1010 Wien. kameel.at. Ein Klassiker für Brötchenliebhaber, ein feiner Ort um zu gaffen oder um angeglotzt zu werden; auf jeden Fall aber ungemütlich. Frühstücken ist hier ab 8:00 Uhr möglich, frische Brötchen warten darauf verzehrt und mit Illy-Kaffee hinuntergespült zu werden. Für ein sättigendes Frühstück samt Kaffee zahlt man mindestens 10 Euro. Das Flair ist wohl einzigartig und die Mischung aus Aufstrich- und belegten Brötchen erspart den Weg zu Trzesniewski, Duran oder Tauber.

3. Bezirk

Café Rochus

Landstraßer Hauptstraße 55-57, 1030 Wien. rochus.at. Freundliches Café mit einem äußerst kreativen, jedoch unaufdringlichen Konzept, das alle Speisen und jegliche Beschriftung umfasst (zB: drei.eier.speise). Das Frühstück ist top, die Basisbox (kleines Frühstück) kostet um die 5 Euro, ein erweitertes Set (Basisbox, Eierspeise mit Trüffel, Schinken- und Käseteller und ein doppelter Espresso) knappe 12 Euro. Die Qualität der Speisen ist immer hervorragend gewesen und der (kräftige) Moser-Kaffee ist einer der besseren, die man in einem Café in Wien bekommen kann.

6. Bezirk

Freiraum

Mariahilfer Straße 117, 1060 Wien. freiraum117.at. Ein gelungener Ableger des Rochus, wenngleich die Frische und Qualität der Speisen und Getränke meiner Erfahrung nach enorm schwankt. Wer ins Freiraum frühstücken geht, sollte sich tunlichst an die Menüs in der Karte halten, sonst wächst die Rechnung ganz schnell auf über vierzig Euro an! Das kümmert allerdings offenbar nur wenige, denn fürs Wochenendfrühstück ist eine Reservierung Pflicht. Mir persönlich gefallen die Räumlichkeiten des Freiraum sehr gut. Vor allem der helle Raum am Ende des Lokals ist fürs Frühstück hervorragend geeignet.

Salzberg

Magdalenenstraße 17, 1060 Wien. salzberg.at. Jeden Samstag, Sonntag und Feiertag kann man sich von 9-16 Uhr an einem Büffet bedienen, das die Bezeichnung „reichhaltig“ tatsächlich verdient. Neben den üblichen Frühstückszutaten (Cerealien, Süßes, Gebäck, Käse, Schinken, Wurst) gibt es auch Fisch, Terrinen, Aufstriche und warme Speisen, wie zum Beispiel Weißwurst mit Senf oder Bohnen mit Speck. Ein Magnet für die, die’s mögen, ist die Waffelstation, bei der man sich seine Waffeln selbst machen und füllen kann! – Das alles um knappe 15 Euro. Der Kaffee könnte besser sein, er bettet sich aber unauffällig in den sehr zufriedenstellenden Gesamteindruck ein.

7. Bezirk

Espresso

Burggasse 57, 1070 Wien. wirr.at/espresso. Eine Zeitreise in die Fünfziger: Im Espresso in der Burggasse gibt es äußerst feines und erstaunlich günstiges Frühstück in kultiger Atmosphäre der 1950er-Jahre. Für ein „Großes Frühstück“ (Orangensaft, gekochtes Ei, Butter, Gebäck, Schinken, Käse, Marmelade – alles frisch) bezahlt man knappe 7 Euro. Super. Weniger schön ist dann der Preis für den doppelten Espresso (Cult Caffè): 3,40 Euro.

Galerie & Café Kandinsky

Lerchenfelderstraße 13/6/14, 1070 Wien. kandinsky.at. Großstadtflucht mitten in der Stadt? Das ist in einem der Höfe des „Freiwilligen Durchgangs“ in Wien Neubau möglich: Im Café Kandinsky wird man für einen Gedeckpreis von 2,10 Euro mit Staud’s Marmeladen in unerträglich reichhaltiger Auswahl erschlagen, um jeweils ein paar Cent oder Euro mehr gibt es Schinken- und Käseteller, gekochte Eier, Kaffee, Tee, und, und, und. Das Kandinsky hat was, nur am Kaffee müsste noch gearbeitet werden…

9. Bezirk

Café Berg

Berggasse 8, 1090 Wien. cafe-berg.at. Von außen könnte man das Café Berg glatt mit einem aufpolierten Bierlokal am Stadtrand verwechseln, wer einmal drinnen ist wird aber von schön hergerichteten Frühstücksvariationen überrascht. Die Auswahl an Frühstücksmöglichkeiten lässt keine Wünsche offen, die Portionen gehen ganz locker als Brunch durch. Ich hatte die Frühstücksplatte für eine Person (EUR 13,50) und statt dem Kännchenkaffee einen doppelten Espresso (Aufpreis 2 Euro, Autsch!). Wie die Dinge im Berg hergerichtet werden, ist Augenschmaus. Der Kaffee ist grauenhaft, ebenso wie die Lautstärke der Musik im Lokal.

The Roast

Augasse 21, 1090 Wien. the-roast.com. Nicht weniger gut als das Blaustern ist „The Roast“. Herzstück des Angebots ist das hervorragende Bagel-Frühstück um 9,90 Euro (!) mit passablem Moser-Kaffee, 2 Eiern im Glas mit Trüffelöl, einem hausgemachten Müsli, einer Portion Nutella oder Cream-Cheese, Marmelade, einem Glas Prosecco, einem frisch gepressten Karotten-Apfel-Ingwer-Saft, Beinschinken, Camembert, Butter und 2 Bagels pro Person! Die Location ist nicht der Renner, dennoch: Empfehlung, wenn es einmal ein Bagel-Frühstück sein darf.

13. Bezirk

Café Dommayer

Auhofstraße 2, 1130 Wien. dommayer.at. Im Dommayer, Stammlokal von 1130 Wien und allen japanischen Schönbrunn-Touristen, habe ich meine Leidenschaft fürs Auswärts-Frühstücken überhaupt erst gefunden. Mittlerweile ist zum Dommayer jeder Kommentar überflüssig. Nun mal ehrlich, wie schlecht kann man Kaffee und ein belegtes Kornweckerl (beides zusammen läuft unter dem Titel „Business-Frühstück“) nun wirklich machen?!

Café Gloriette

Schloßpark Schönbrunn (Gloriette), 1130 Wien. gloriette-cafe.at. Das Café Gloriette ist eine Touristenfalle mit gesalzenen Preisen für ein mittelmäßiges bis schlechtes Buffet. Der Graus des dort ausgeschenkten Kaffees ist mittlerweile international bekannt. Wer ein Brunch in schönem Ambiente und mit kitschigem Namen – Sisi Buffet – haben will, der kann ja hingehen, wem es aber auf die Qualität von Speis und Trank ankommt, weicht besser woanders hin aus. Der Pauschalpreis für das Buffet liegt bei etwa 25 Euro.

Mario

Lainzer Straße 2, 1130 Wien. mario-hietzing.at. Gleich neben Plachutta und Dommayer gibt es auf der Lainzer Straße 2 das Mario. Für knappe zehn Euro bekommt man das Mario-Frühstücks-Tablett, also gezählte 2 (!) Blätter Prosciutto, eine Scheibe Käse, ein Schälchen Marillenmarmelade, ein Schälchen Kräuteraufstrich, ein bisschen Butter, einen Orangensaft, richtig flüssiges Joghurt mit Obst drauf und ein Körberl mit hausgemachtem Gebäck. Der Kaffee – Illy – ist nicht inkludiert, er kostet jedoch bis 10:30 Uhr genau 1 Euro pro Tasse. Für eine Eierspeise muss man mit etwa 4 Euro rechnen. Frühstück gibt es nur bis 11:00 Uhr und im Lokal wird geraucht. Wertung: Eher nicht.

15. Bezirk

Diwan

Märzstraße 51, 1150 Wien. Abgesehen von den Top-Kebabs, die man vom Holzkohlegrill bekommt, kann das Diwan auch mit einem schmackhaften Frühstück aufwarten, das noch nicht im Mainstream angekommen ist, da die meisten das nur wenige Meter entfernte Kent aufsuchen. Alles schmeckt im Diwan ein wenig anders, nämlich: besser. Man kann schon auch ein Omelette mit Schafskäse auch haben, wer’s aber ganz authentisch will, bestellt sich – ja, in der Früh! – die Linsensuppe mit frisch gebackenem Brot. Und Diwans türkischer Kaffee ist wohl einer der besten in Wien!

Kent 15

Märzstraße 39, 1150 Wien. kent-restaurant.at. Wer von Oliven, Schafskäse und anderen mediterranen Köstlichkeiten nicht genug bekommen kann, der sollte unbedingt im Kent vorbeischauen. Das Peynirli Omlet (Omelette mit Schafskäse) ist ein Gedicht, ebenso wie das frisch gemachte Ballonbrot, dazu ein hervorragender türkischer Kaffee (den man „stark“ und mit wenig Zucker bestellen sollte!) und man hat eigentlich schon genug. Leider hat das Kent die Preise in den letzten Monaten angehoben, wodurch es bei weitem nicht mehr das günstigste ist und mit 6,9 Euro für eine Eierspeise (!) die Empfehlung verpasst.

16. Bezirk

Kent 16

Brunnengasse 67, 1160 Wien. kent-restaurant.at Nicht viel besser als Kent 15, aber immerhin schafft man es am Brunnenmarkt das Brot frischer zu halten. Und es gibt einen Innenhof, der im Sommer ein sehr angenehmer Aufenthaltsort sein kann, um Menemen und Lahmacun zu frühstücken.

Rasouli

Payergasse 12, 1160 Wien. rasouli.at. Im Sommer kann man sich dem boboesken Dasein am Yppenplatz widmen. Und das in all seiner Vollständigkeit, denn was alle am Rasouli finden, kann ich nicht nachvollziehen. Die Speisen sind in Ordnung, aber auch schon nicht mehr. Der Kaffee ist widerlich. Zum Treffen reichts.

19. Bezirk

Café Blaustern

Döblinger Gürtel 2, 1190 Wien. blaustern.at. Das Blaustern, Stammlokal von 1190 Wien und Niki Lauda, hat das günstigste und beste Frühstück von allen. Wäre nur der Kaffee besser und besser zubereitet! Um knappe 10 Euro bekommt man Schinken, Käse, Salami, Aufstrich, Prosciutto, frisches Gebäck, ein Ei im Glas, einen frisch gepressten Orangensaft, sowie Kaffee oder Tee. Der Kaffee ist gewöhnungsbedürftig, vor allem als Espresso, doch gehört das Blaustern ohnehin eher den Caffé Latte-Trinkern. Obwohl das Café zwischen den meistbefahrenen Gürtelabschnitten Wiens liegt und die starke thematische Relevanz des Begriffs Bobo nicht zu leugnen ist, ist das Blaustern schon seit mehreren Jahren Testsieger in der Frühstücksbewertung.