Ach Matt!

WordPress' Matt Mullenweg attackiert jetzt auch Joost, Karim Marucchi, Heather Burns und Morten Rand-Hendriksen. Was ist da los?

Vor ein paar Tagen hat Joost de Valk (ja, das ist der von Yoast) in einem Tweet gemeint, er wäre bereit, die eingefahrenen Strukturen des WordPress-Projekts ein wenig aufzulockern, in dem er den Lead für ein neues Release des CMS übernimmt. Sein Hintergedanke lautete: Die mit dem Open Source-Gedanken immer weniger einhergehende Stoßrichtung von Automattic sollte durch einen für Entwickler und Nutzer der Open Source-Version von WordPress besser passenden Release korrigiert werden.

Joost de Valk — creator of WordPress-focused SEO tool Yoast (and former marketing and communications’ lead for the WordPress Foundation) — last month published his “vision for a new WordPress era,” where he discussed the potential for “federated and independent repositories.” Karim Marucchi, CEO of enterprise web consulting firm Crowd Favorite, echoed similar thoughts in a separate blog post. […] WP Engine, meanwhile, indicated it was on standby to lend a corporate hand.

TechCrunch

Joost ist nicht der einzige, der die Entwicklung des WordPress-Projekts kritisiert. Seitdem Automattic sich auf das Gutenberg-Projekt (nunmehr: den Blockeditor) fokussiert hat, reißt der kontinuierliche Fluss an Kritik nicht und nicht ab. Ganz im Gegenteil. Wer sich etwas tiefergehender mit WordPress beschäftigt, findet schnell genügend Ansatzpunkte für Kritik. Sei es die auch im Jahr 2025 noch immer nicht implementierte Möglichkeit der Mehrsprachigkeit oder andere Features, die bei ähnlichen Projekten (zB Ghost, Drupal oder Statamic) teilweise von Beginn an oder zumindest schon seit Jahren üblich sind.

Die Entwicklung und Implementierung solcher Features und Funktionen folgt einer Vision, die bislang von Matt Mullenweg formuliert und größtenteils von seiner Firma Automattic umgesetzt wurde. Mittlerweile gibt es aber immer wieder Gegenpositionen zu den Plänen für die Zukunft des WordPress-Projekts und ein Blick auf die Statistik der genutzten Page Builder – hier ist Elementor führend – zeigt, dass die Roadmap des Herrn Mullenweg nicht die Erfolge zeigt, die man sich erwarten würde: Kundinnen und Kunden kommen mit dem WordPress-eigenen Page Builder schlichtweg nicht klar.

Joost sieht das, er ist, genauso wie tausende andere, gewissermaßen vom WordPress-Projekt abhängig und geht – davon gehe ich einmal aus – progressiv und mit guter Intention voraus, um das Projekt in eine mehr Erfolg versprechende Richtung zu bewegen. Ein sogar bewusst so intendierter Zugang ist, an einem Release mitzuarbeiten oder es sogar zu steuern oder zu leiten. Matt Mullenweg schmeckt das so gar nicht, weshalb er sich zu einem äußerst sarkastischen Artikel hat hinreißen lassen, in dem er sowohl Joost als auch Personen mit ähnlichen Aspirationen sowohl sachlich als auch persönlich… ich will nicht sagen „attackiert“, aber wie anders kann man denn solche Formulierungen verstehen?

Joost is a self-proclaimed leader in the SEO space, an industry known for making the web better. He asked for and I gave him WordPress marketing leadership responsibility in January 2019 and he stepped down in June of 2019, I think we would both agree in those 5 months he was not effective at leading the marketing team or doing the work himself. […] Karim leads a small WordPress agency called Crowd Favorite which counts clients such as Lexus and ABC and employs ~50 people. […] Joost and Karim’s fork, which I’ll call JKPress until they come up with a better name, has a number of ideas they want to try out around governance and architecture. […] If they need financial or hosting support is sounds like WP Engine wants to support their fork. […] Joost also is a major investor (owner?) in Post Status (which he tried to sell to me a few months ago, and I declined to buy, perhaps kicking off his consternation with me), so they have a news media site and Slack instance already ready to go. He also is an investor in PatchStack and appears to be trying to create a new business around something called Progress Planner, both of which could be incorporated into the new non-profit project to give them some competitive distinctions from WordPress.

Matt Mullenweg

Nun ja. Matt Mullenweg, der das Drama mit Attacken gegen WP Engine – sei es gerechtfertigt oder auch nicht – überhaupt erst eingeläutet hat, hat auf diesen Tweet und die Blogbeiträge der beiden1 also harsch (und in meiner Wahrnehmung: beleidigend) reagiert und interpretiert den Wunsch nach dem Lead eines Release bewusst als Wunsch, WordPress zu forken, also eine vom WordPress-Projekt unabhängige Variante der Software zu erstellen. Ist es Enttäuschung? Ist es ein Beleidigtsein? Man weiß es nicht. Der nächste Schritt, aber, ist eher ungewöhnlich und lässt nicht nur mich mit einem ungläubigen Kopfschütteln zurück. Aber wie auch bei WP Engine, ist das Aussperren eine etablierte Mechanik in Mullenwegs Werkzeugkasten.

To make this easy and hopefully give this project the push it needs to get off the ground, I’m deactivating the .org accounts of Joost, Karim, Se Reed, Heather Burns, and Morten Rand-Hendriksen. I strongly encourage anyone who wants to try different leadership models or align with WP Engine to join up with their new effort.

Matt Mullenweg

Dass es so weit kommt, ist wirklich schade. Alle genannten Userinnen und User sind stark in der Entwicklung des WordPress-Projekts involviert. Oder – und hier wird es besonders lustig – seit Jahren eben nicht mehr darin involviert. Heather Burns, zum Beispiel, stellt auf ihrem Blog klar, dass sie seit fünf Jahren schon nichts mehr mit WordPress zu tun hat (ganz ähnlich übrigens auch Morten Rand-Hendriksen, der sein Statement auf Bluesky gepostet hat, gleich wie Se Reed).

Oh god, what’s he done now, I wondered. Apparently, “he” published a blog post on the official WordPress blog, not his personal blog, announcing to the world that he had cancelled my WordPress.org account. Which I haven’t logged into since February 2020 – almost a full five years ago – which was when I retired from WP and all open source involvement, specifically because of the primary and secondary harassment that he threw onto me. […] Five full years. Zero involvement. A global blog post. Now the kicker here, folks, was the context. The blog post was about a proposed fork of WordPress which hasn’t actually been proposed, but facts don’t matter here. He was implying that forks are in the planning and that I am part of the team planning them.

Heather Burns

Was passiert hier? Von Anfang an kommt mir vor, dass es irgendein irgendwo anders gelagertes Problem gibt, das Matt Mullenweg, der sehr lange Zeit als sympathischer, freundlicher, vor allem aber zugänglicher Typ galt, so derart bissig und teilweise aggressiv hat werden lassen. Aber gut. Abwarten und Tee trinken, heißt es jetzt einmal.

  1. Joost de Valk: A vision for a new WordPress era, Karim Marucchi: Breaking the Status Quo:A Vision For a New WordPress Business Roadmap ↩︎

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