Bitte erstelle endlich deine eigene Website

Wer eine eigene Website hat, ist den Launen der Tech-Oligarchen nicht ausgesetzt und den Algorithmen der Social Media-Netzwerke nicht ausgeliefert. Hat man eine eigene Website, kann man tun und lassen, was man will.

Gita Jackson hat auf ihrer Website aftermath einen Beitrag mit dem Titel „For The Love of God, Make Your Own Website“ veröffentlicht, der den Untertitel „The internet sucks now–but it doesn’t have to“ trägt. Und ja, meine Güte, ja, sie hat Recht (sowohl im Haupt- als auch im Untertitel)! Und nein, es geht hier nicht nur um private Blogs, sondern vor allem auch um Unternehmen, die irgendwann einmal, sei es aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen, beschlossen haben, ihre Onlinepräsenz gänzlich auf Profile und sonstige Pages in diversen Social Media-Netzwerken zu beschränken.

Entweder hat sich das schon oder es wird sich als ein kapitaler Fehler erweisen, nicht in den Aufbau und die Pflege einer eigenen Website unter eigener Kontrolle investiert zu haben. Denn am Ende wird die Abhängigkeit von Facebook, Instagram, TikTok, Twitter/X oder wofür auch immer man sich entschieden hat, Mehrkosten verursachen, die in manchen Fällen sicherlich substantiell sein werden. Ich kann vom Stand weg eine Handvoll kleinerer Unternehmen benennen, die weg vom Fenster sind, wenn der Social Media Stream gröbere Änderungen an seinem Algorithmus durchführt; sie bezahlen jetzt schon für eine bessere Reihung und sehen nicht und nicht ein, dass diese Kosten auf Dauer verlorene Kosten sind und nicht nachhaltig angelegt. (Und, in einigen Fällen, bei denen ich die Summen kenne, weit, weit, weit über den Kosten für den Betrieb einer Website liegen.)

Doch zurück zur Bequemlichkeit.

Social media erased the need to build a website to express yourself online. […] Instead of a local business making a website on Geocities, [companies] would make themselves a Facebook page—or now, an Instagram account—because all their customers likely had Facebook accounts already.

Gita Jackson

Aber diese Bequemlichkeit hat einen sehr hohen Preis, wie mittlerweile auch dem eingefleischtesten Facebook-Fan klar geworden sein muss: Stabilität und Kontinuität gibt es in keinem einzigen Social Media-Dienst. Sie alle kommen und gehen, bevorzugen oder benachteilen diese oder jene Art des Auftritts und beginnen, früher oder später, zu steuern, wer was in welchem Ausmaß zu sehen bekommt. Die Schwankungen sind mühsam, „unbequem“ möchte man fast schon sagen. Ganz ehrlich: Wer besucht heute noch Facebook?

Though we all moved to these platforms for their convenience, over time they became less convenient. I don’t remember exactly when or why I stopped looking at Facebook, just that now it’s overrun with AI slop and has become barely usable. Twitter is experiencing the same “enshittification” process as we speak […] Unfortunately, this is what all of the internet is right now: social media, owned by large corporations that make changes to them to limit or suppress your speech, in order to make themselves more attractive to advertisers or just pursue their owners’ ends. Even the best Twitter alternatives, like Bluesky, aren’t immune to any of this—the more you centralize onto one single website, the more power that website has over you and what you post there. More than just moving to another website, we need more websites.

Gita Jackson

Ja, herrje, ja! Wir brauchen mehr eigenständige, unabhängige, eigentümergeführte Websites! „Eigentümer“ ist übrigens ein gutes Schlagwort. Denn in wessen Eigentum ein soziales Netzwerk steht, dessen Ideen werden dort auch umgesetzt. Sei es auf Basis der von ihnen angeordneten Adaptionen der Algorithmen oder sei es aufgrund einer Anbiederung an die politischen Verhältnisse. Elon Musk oder Mark Zuckerberg schreiben sich die freie Meinungsäußerung auf ihre Banner, wenn es für sie opportun ist. Ihre Aussagen und Statements zum Thema sind nicht die verbrauchten Pixel wert, die gerendert werden müssen. (Irgendwo habe ich den schönen Vergleich gelesen, dass Mark Zuckerbergs Kniefall im Sinne der Verteidigung von „free speech“ in etwa genauso viel Wert ist, wie die Umweltschutzbestrebungen von Ölförderkonzernen.) Vor allem aber können die Eigentümer der jeweiligen Plattformen jeden auch nur erdenklichen Grund heranziehen, um die Darstellung der auf ihren Plattformen geposteten Inhalte nahezu nach Herzenslust zu beeinflussen.

If you’ve made a home on Twitter, you’re basically completely vulnerable to Musk’s randomly changing whims, and also his disgusting political beliefs. He campaigned with Trump and immediately congratulated him when he won the election. Also congratulating the President-elect were Zuckerberg and Amazon’s Jeff Bezos, two tech oligarchs who also want us to use their proprietary apps and websites for everything in our lives.

Gita Jackson

QED. Damit aber am Schluss hier auch noch etwas Positives steht, schließen wir den Kreis nun zum Titel dieses Beitrags, der Aufforderung also, endlich eine eigene Website zu erstellen und sich nicht mehr auf die Playmobil-Variante zu stützen, die einem von Eigentümern mit oftmals gänzlich anderen Interessen als der, die Verbreitung von Information online zu ermöglichen, bereitgestellt wird. Unabhängigkeit ist der wesentliche und deutlich nachhaltigere Faktor. Und keine Sorge, die Präsenz in den sozialen Medien geht ja damit nicht verloren, man kann ja nach wie vor seine Werbung schalten, seine Posts, Tweets, Bilder und Videos auf den Plattformen veröffentlichen. Es geht um den Hafen, nicht ums Schiff. Und der sollte eigenständig und unabhängig – frei, also! – vom Gutdünken oder der momentanen, emotionalen Verfassung eines Tech-Oligarchen sein.

To me, having my own website, even one I run as a business with my friends, gives me a degree of freedom over my own work that I’ve never had before. If you look at my work on Kotaku, there’s so many garbage ads on the screen you can barely see the words. Waypoint and Motherboard are both being run like a haunted ship, pumping out junk so that Vice’s new owners can put ads on it. I don’t have to worry about that anymore—I don’t have to worry about my work being taken down or modified or sold, or put in an AI training set against my will. I have my own website, and it is mine, and I get to own it completely. I hope someday soon I can visit your website.

Gita Jackson

Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir Blogger wissen über die Stabilität unseres eigenen Zuhauses im Netz bescheid, aber vielleicht sollten wir auch all die kleinen Shops und Unternehmen missionieren motivieren, sich das auch zu überlegen und eigene Websites anzulegen? Immerhin, sowohl Gen Z als auch Millennials setzen eine eigene Website aus Gründen der Glaubwürdigkeit voraus.

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