Coca-Cola hat seine ikonische, Nostalgie weckende und außergewöhnliche beliebte „Holidays are coming“-Weihnachtswerbung einem Remake unterzogen und ist dabei auf den KI-Zug aufgesprungen. Die neue Werbung ist eine KI-Monstrosität, billiger, seelenloser, großteils peinlicher, bestenfalls an die guten Zeiten erinnernder, sie dann aber auch gleich wieder pervertierender Werbemüll, wie man ihn selten noch gesehen hat.
Alles an dieser Werbung zelebriert qualitative Minderwertigkeit und stößt, egal ob auf Instagram, YouTube oder sonstwo, auf Ablehnung und Kritik. Wer sich die Werbung ansieht, merkt schnell, auf was für einem unerträglich billigen und peinlichen Level sich diese markenbildende Werbung des milliardenschweren Konzerns bewegt. Wer auch immer das zu verantworten hat, hat einen Leuchtturm der Weihnachtswerbung mit einer Unterschrift, die diese KI-Werbung ermöglicht hat, vernichtet. Nie wieder werden wir mit einem Lächeln von der „Holidays are coming“-Werbung sprechen, sondern sie nur noch augenrollend mit dem katastrophalen Remake aus 2024 vergleichen.
No shot is over two seconds, because AI video can’t keep it together longer than that. Animals and snowmen visibly warp their proportions even over that short time. The trucks’ wheels don’t actually move. […] The ad still required extensive human cleanup. AI can’t reliably do text, so Coca-Cola logos had to be composited in post-production. You can see them wobbling on the trucks. […] Critical and popular response has been as bad as it deserved. Everyone thinks the ad looks cheap and like a brand on the skids.
Pivot to AI
Auch im Creative Bloq spart man nicht mit Kritik. Hier liegt der Fokus mehr auf dem entscheidenden Moment, den Coca-Cola hier wohl einleitet: Wenn erst einmal ein Qualitätsstandard gesenkt wird, ist es vorbei mit emotional berührenden und kreativen Werbungen. Coca-Cola hat diesen Moment mit diesem Remake eingeleitet.
AI imagery is everywhere, so perhaps I shouldn’t be surprised. But this is Coca-Cola – and one of its most iconic campaigns. It seems like such an unnecessary and uncreative use of AI. No matter how massively AI video has improved in recent months, it still looks weird (and cheap). The shots of the dog and the polar bear in the new Coca-Cola Christmas ad look like experimental test footage cut and pasted from an early Meta Movie Gen research paper. If this is good enough for one of the world’s biggest drinks brands, it lowers the standard for everyone.
Creative Bloq
Noch deutlicher bei Kotaku, wo man sich mit Kritik und Abscheu kaum mehr zurückhalten kann. Wer auch immer soetwas frei gibt, wer auch immer es in Ordnung findet, was an Texten, Bildern und nun eben auch Videos auf uns Menschen losgelassen wird, geht es genauso an, wie es die Lebensmittelindustrie perfektioniert hat: Billigsten Müll zu verkaufen, denn irgendwer wird’s schon fressen. Oder die Entertainment-Industrie, die uns eine Marvel-Dämlichkeit nach der anderen unterjubeln und dafür kassieren will. Dieser eine letzte Bereich – die im Branding tätige Kreativwirtschaft – wird aber offenbar gerade ebenso von formal kreativ wirkenden, tatsächlich aber unerträglichem KI-Müll zermahlen.
It’s a fucking Christmas ad from Coca-Cola. But what scares me is the thought that this could be the future because a lot of people just won’t notice. […] I imagine a lot of people who are too busy to really look at this stuff will see this ad appear on their TV […] and someone might say, “Oh I love Coke’s Christmas ads!” and everyone will agree and move on. How many will realize that AI-generated slop was just served to them by one of the biggest corporations in the world, who decided that instead of letting real people make something, they would save a buck and generate some ads that look like shit? The future sucks.
Kotaku
Ich bin gespannt, wohin sich diejenigen zurückziehen werden, die menschliche Kreativität schätzen und auch in der Lage sind, sie zu erkennen. Wenn ich mir das Streaming-, Fernseh- und Kinopublikum ansehe, das sich mit einfacher Effekthascherei und flachen, teilweis völlig der Logik enthobenen Plots abspeisen lässt, so fürchte ich, wird ein Unternehmen nach dem anderen, auch wenn es sich die Ausgaben für qualitativ hochwertige Werbekampagnen leisten könnte, von diesem Kostenpunkt Abstand nehmen, denn… wir schlucken den Müll, der uns serviert wird, ja eh!
Die abschließende Frage im Creative Bloq ist eine, die man sich tatsächlich stellen muss: Wie kann Coca-Cola nun erwarten, als „the real thing“ wahrgenommen zu werden, wenn seine Werbung den Hinweis „AI generated“ enthält? Und die Frage ist deshalb besonders bitter, weil Coca-Cola ja etliche Male schon bewiesen hat – zuletzt inmitten der Pandemie – mit welchen Kalibern von Werbung der Konzern aufwarten kann, wenn er nur will. Aber okay, ich will den baldigen Beginn der Weihnachtszeit nicht in völliger Negativität einläuten, deshalb hier ein Link zur schönen und originalen „Holidays are coming“-Werbung aus 1995. Wer will, kann sie ja in einer ruhigen Minute mit dem oben eingebetteten KI-Müll vergleichen und an sich selbst erfahren, was uns in Zukunft verloren gehen wird, wenn wir keinen Weg finden, KI als Werkzeug einzusetzen und nicht als falschen Gott anzusehen.