Ich mag Vibe Coding

Mittels Vibe Coding ins offene Messer laufen, wenn man nicht wirklich versteht, was man da tut und welche Auswirkungen es haben kann.

Ich schließe mich Jack Scott an, der in einem Post auf Mastodon meint, er würde Vibe Coding mit einer interessanten Begründung zu schätzen wissen.

I’ve now had several clients come to me to take over projects that another agency was working on because the other agency started using generative AI. Apparently there was a real drop in product quality. I wonder why. […] Basically vibe coding is making me money specifically because I’m not using it.

Jack Scott

Ich denke, das Problem von „Vibe Coding“ ist nicht, dass Entwicklerinnen und Entwickler mithilfe Künstlicher Intelligenz Softwareprodukte schlechterer Qualität produzieren, wie man Jack Scotts Post auf Mastodon interpretieren könnte; stattdessen glaube ich, dass mehr und mehr Unternehmen niedriger oder gar nicht qualifizierte Personen Tasks übernehmen lassen, die ein Mindestmaß an Wissen, Schulung oder Erfahrung benötigen, um die aus diesen Tasks resultierenden Produkte nicht von mangelhafter Qualität sein zu lassen. In anderen Worten: jemand mit Erfahrung in der Programmierung beschleunigt seine Arbeit. Jemand ohne produziert sehr wahrscheinlich qualitativ schlichtweg unzureichenden Code.

Ich bin selbst schon öfter mit den Auswirkungen von Code konfrontiert worden, der mittels Vibe Coding (sagt man das so?) erstellt wurde. In einhundert Prozent der Fälle habe ich Reparaturarbeiten übernehmen müssen, die auf fundamentale Mängel im Wissen um den Aspekt „Security“ im derart generierten Programmcode schließen lassen. In einhundert Prozent der Fälle frage ich mich wirklich, was im Kopf der Person, die den Code generiert hat, vorgegangen ist: Ich selbst hätte viel zu großen Respekt gehabt, teilweise wirklich komplexe und tief in Geschäftsprozesse eingreifende Funktionen ohne mehrmaliges Testen online zu stellen. Aber vielleicht kann ich die „Schuld“ nicht der Person zuweisen, die den Code produziert hat. Ihr war vielleicht gar nicht bewusst, dass hier überhaupt ein Problem entstehen kann. „Es sind ja nur Computer.“ Und weil ihr nicht bewusst ist, wie Code ganz allgemein funktioniert, welche Abhängigkeiten, Möglichkeiten, Auswirkungen und Probleme sich aus der Nutzung von Code ergeben können, sieht sie kein Problem darin, ihn ganz einfach, nebenbei, und „am Nachmittag in knapp zwei Stunden mit ChatGPT“ zu produzieren. „Ja, da waren irgendwelche Hinweise zu Security, aber ich habe nicht verstanden, was ChatGPT von mir will.“

Ein bisschen erinnert mich das an den Gilbert U-238.

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