Joost de Valk, der das populäre Yoast SEO-Plugin erfunden und entwickelt hat, hat sich gestern in einem Artikel für das, was sein SEO-Plugin angerichtet hat, entschuldigt; und zu den Auswirkungen Stellung bezogen, die die Mechanik des Plugins auf das Web hatte und nach wie vor hat.
We turned SEO into a checklist. Our traffic light system, meant to encourage good habits, became a finish line. People wrote to get the green light. They optimized, published, and moved on. […] They were just filling in the blanks. […] We encouraged more […] optimized content. […] That led to a flood of articles that […] didn’t always add real value. […] We […] helped normalize quantity over quality. […] Publish often and optimize hard? That approach is outdated. […] It’s now clear to everyone […] that search engines and AI systems favor clarity, structure, and originality over repetition and keyword stuffing. The focus has shifted from more content to better content.
Joost de Valk
Nun ist natürlich der von mir gewählte Titel für diesen Blogeintrag reißerischer als es Joosts Artikel tatsächlich ist. Ja, er entschuldigt sich für einige Dinge, die sein Plugin, das er, nur so nebenbei, schon vor langer Zeit verkauft hat, angerichtet hat; gleichzeitig weist er aber auch viel Gutes hin, das man damit machen konnte. In Wirklichkeit ist das Plugin ja auch nur ein Werkzeug. Wenn man es falsch anwendet, kommt dann dabei heraus, was eben hier passiert ist: wenig guter, dafür viel (und viel zu sehr) optimierter Content.
Joost selbst erwähnt das Ampelsystem als prinzipiell richtigen Zugang, der sich als Problem entpuppt hat. Das Ampelsystem war niemals als Selbstzweck gestaltet und konzipiert worden, sondern immer nur als Leitfaden und Hilfe, um die gröbsten Fehler in der Schaffung von Inhalten zu vermeiden. Ich selbst kann mich erinnern, dass Marieke (Joosts Ehefrau) vor bereits etwa zehn Jahren am WordCamp Europe in Wien diesen Punkt in einem Talk mit dem Titel „Beyond SEO: copywriting for professionals„1 erwähnt und zum Erstaunen des Auditoriums sinngemäß gemeint hat, dass man alles falsch gemacht habe, wenn alle Indikatoren im Plugin auf Grün stehen; denn ein Text, so habe ich Mariekes Aussage damals verstanden, der alles perfekt erfüllt, ist nicht für Menschen, sondern ausschließlich für Maschinen geschrieben und damit das Gegenteil von ehrlicher SEO. Ich nehme es Joost also ab, dass die Konsequenz, das Web mit vielen und qualitativ minderwertigen Beiträgen zu fluten – so ja auch der Titel seines Blogeintrags – definitiv nicht die Intention vonseiten der Entwickler war.
Dennoch tut es gut, eine Aussage, die vor knapp zehn Jahren nebenbei gefallen ist, heute von dem, der’s erfunden hat, schwarz auf weiß bestätigt zu bekommen: Schreiben für die SEO-Plugin-Checkliste bringt nichts. Schreiben für die Besucherinnen und Besucher einer Website hingegen schon.
- Auf WordPress.tv gibt es auch das Video von diesem Talk. Leider fehlt der Q&A-Teil, in dem Marieke die Frage beantwortet. ↩︎
[…] Joost, Erfinder von Yoast SEO, entschuldigt sich für zu viele und zu sehr für Maschinen optimierte… […]