Kritik unter der Vorgabe, positiv über „persönliche Freiheiten und den freien Markt“ zu schreiben

Ein kritischer Kommentar über die Aktionen der Trump-Regierung in der von Bezos'schen Meinungsvorgaben eingeschränkten Washington Post. Eine interessante Wahrnehmungsspirale.

Dana Milbank hat in der nunmehr durch redaktionelle Vorgaben eingeschränkten Washington Post einen bemerkenswert kritischen Kommentar über die Trump-Administration veröffentlicht, in dem er die Vorgaben von Jeff Bezos, nur noch positiv über persönliche Freiheit und den freien Markt zu schreiben, auf die Aktionen vonseiten der US-amerikanischen Regierung anwendet.

Claiming monarchical powers, attacking the free press, starting trade wars, cutting off legal immigration, siding with despots over free countries, politicizing law enforcement and the military, assaulting the judicial system and injecting crony capitalism at the highest levels of government: These are all the very antithesis of “personal liberties and free markets.” […] FEMA unable to respond to disasters; the Forest Service unable to fight fires; parks without rangers; federal prisons without guards; rising home prices; slower tax refunds; missed benefit payments; veterans unable to access medical and even burial services; the loss of the government’s counterterrorism, aviation safety and food safety functions; and federal agencies depleted of experts to fight the bird flu. There’s a strong case for shrinking and reorganizing the federal workforce, but it can’t be done by flagrantly violating the laws and then all but ignoring the courts when they try to put a halt to the illegality. […] It turns out freedom and dictatorship do not mix well.

Dana Milbank

Dana Milbanks Kommentar ist natürlich intellektuell ansprechend, bissig, treffsicher und eine pointierte Aufzählung unangenehm zu lesender Fakten über die Trump-Regierung und die negativen Auswirkungen ihres Handelns auf die von Jeff Bezos für die Kommentare in der Washington Post geforderten, positiven Zugänge zu den Themen persönliche Freiheit und freier Markt.

Dennoch bewahrheitet sich (für mich), was Riley MacLeod nach Bezos‘ Ankündigung der Einschränkung der Freiheit in den Kommentarspalten befürchtet hat. Dass nämlich, was auch immer von nun an in der Washington Post veröffentlicht wird, bei der Lektüre eines Textes immer die Frage mitschwingt, ob sich der Verfasser oder die Verfasserin nicht ein wenig zurückgenommen oder seine Meinung entschärft hat und somit der Texte nicht die ganze Wahrheit bzw. die vollständige Meinung transportiert, sondern nur eine abgemilderte, den Vorgaben von Jeff Bezos entsprechende; und das, egal, wie sehr sich die dort tätigen, sicherlich exzellenten Autorinnen und Autoren auch darum bemühen, genau diesen Eindruck nicht zu erwecken.

Ein unwiderbringlicher Vertrauensverlust, den der Eigentümer einer Zeitung da verursacht hat. Trotzdem ein herausragender Kommentar von Dana Milbank. Trotzdem. Merkt ihr’s?

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