La Casa de Papel

La Casa de Papel (bzw. Money Heist bzw. Haus des Geldes) wurde von Netflix so dermaßen lange und aggressiv beworben, dass ich umso mehr von Anfang an skeptisch war, ob die Serie die in den Trailern aufgebaute Erwartungshaltung würde erfüllen können. tl;dr: Ja, die Serie ist – ich kenne allerdings bislang nur die Staffeln 1 und 2 – kurzweilig und nett anzusehen.

Raquel, yo no quero que se me pase esto. No quero ignorar estas… Estas ganas que tengo de sentirme vivo, porque nunca he tenido tantas. – ¿Tú cruzarías el océano con… con una madre, una hija y… una abuela? – Ahore mismo, sí. Es un plan B. – No sé, es que… Es tan loco que… que… Que no me imagino haciendo otra cosa.

Raquel, ich will nicht, dass das hier an mir vorüberzieht. Ich will es nicht ignorieren, dieses… dieses Verlangen, mich lebendig zu fühlen. Das hatte ich so noch nie. – Du würdest den Ozean überqueren… mit einer Mutter, einer Tochter und einer Großmutter? – Sofort würde ich das. Ich hab einen Plan B. – Ich weiß nicht, es ist… Es ist so verrückt… dass ich… dass ich mir gar nichts anderes vorstellen kann.

La Casa de Papel, S2E4 (26:07)

Ich weiß nicht, was mir an der Serie gefällt oder was mich dazu bringt, drei oder vier Folgen am Stück anzusehen und nicht zu bemerken, wie schnell die Zeit vergeht. Vielleicht ist es die schiere Zahl an parallel erzählten Geschichten, die keine Langatmigkeit aufkommen lässt? Immerhin ist die Rahmenhandlung – der Überfall auf die staatliche Gelddruckerei – von Kurzgeschichten begleitet, die sich – und das macht die Sache interessant – aufseiten der als Einheit wahrgenommenen Akteure („die Räuber“ und „die Polizei“) nicht nur innerhalb der jeweiligen Gruppen abspielen, sondern auch innerhalb der durch die Handlung bedingten, vordefinierten Orte. „Die Polizei“ handelt ausschließlich im Kommandozelt oder an Tatorten (und nie außerhalb), „die Räuber“ ausschließlich in der Druckerei oder (in Rückblenden) am Grundstück ihres Trainingslagers.

Das genaue Gegenteil praktizieren die beiden Köpfe der Gegner. Eine der ersten Szenen, die den Zusehern eine Verschnaufpause ermöglicht, spielt außerhalb des Kommandozelts der Polizei in einem naheliegenden Lokal. Dieser neutrale Ort wird zur Überlappungszone. Dort begegnen sich „der Professor“ und die „Inspectora“. Dort nimmt die meiner Meinung nach eigentliche Rahmenhandlung ihren Lauf: die Entwicklung einer emotionalen Bindung zwischen den beiden großen Kontrahenten. Und der Ort bleibt geschützt. Denn wer dort eindringt, auch das kommt vor, wird schnell bestraft; sowohl in der Logik des Handlungsverlaufs als auch erzwungenermaßen durch das eben geschilderte Setting. Viel Spaß beim Bingen!