Nerdwriter über La Jeteé

Evan Puschak hat sich La Jeteé angesehen, einen Film (oder Photo-Roman), der bewusst im Schnitt nur ein Bild alle vier Sekunden nutzt und nicht die üblichen 24 Bilder pro Sekunde. Der Plot? Wir alle kennen ihn aus 12 Monkeys, der eine Neuverfilmung ist.

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Evan Puschak hat sich La Jeteé angesehen, einen Film von Chris Marker aus 1962, in dem es um eine Zukunft geht, in der die Menschheit aufgrund eines nicht näher bestimmten, apokalyptischen Ereignisses im Untergrund leben muss. Ein Gefangener, der immer wieder von einer Kindheitserinnerung, in der ein Mann vor seinen Augen am Flughafen erschossen wurde, heimgesucht wird, wird von Wissenschaftlern in die Vergangenheit transportiert, um einen Weg zu finden, das apokalyptische Ereignis zu verhindern. Auf seiner erzwungenen Reise in die Vergangenheit verliebt er sich in eine seltsam vertraut aussehende Frau, die ihn davon überzeugt, nicht in seine eigene Zeit zurückzukehren. Der Mann scheitert im Verhindern des Ereignisses und der Film gipfelt auf einem Flughafen in der Auflösung des Rätsels um den Mann, dessen Tod er als Kind selbst miterlebt hat: Dieser Mann war er selbst. –

Bekannter Plot? Ja, denn Terry Gilliam hat den Plot 1995 unter dem Titel 12 Monkeys neu verfilmt. Die Besonderheit von La Jeteé ist allerdings, dass der Film ausschließlich aus Fotografien besteht. Terry Gilliam hat einen Kinofilm gedreht, bei dem 24 Bilder pro Sekunde genutzt werden. Chris Marker hingegen hat einen „Photo-Roman“ geschaffen und nutzt dafür (im Schnitt) 1 Bild alle 4 Sekunden – und das auch noch in schwarzweiß.

“When you think about it, Terry Gilliam is using still images too,” says Puschak. “It’s just that he’s using 24 still images every second, while Marker uses, on average, one image every four seconds.” In La Jeteé, we’re “forced to sit with every frame,” and thus to notice that “they’re dead: all movement is gone, and we’re left with these lifeless fragments of time, an appropriate thing in a world obliterated by war.” Marker “shows us that the movement of moving pictures, even though it resembles life, is illusory; it’s really just another form of memory, and memory is always fragmentary and lifeless, re-animated only by the meaning we impose on it from the present.”

Open Culture

Ich habe natürlich auf YouTube nachgesehen, ob jemand den Film dort nicht etwa hochgeladen hat und habe ihn in voller Länge – 28 Minuten – gefunden. Mit automatisiert übersetzten Untertiteln kann man ihn sich problemlos ansehen.

Es ist faszinierend, die Langsamkeit des Films zu erleben. Die Soundeffekte und der Soundtrack vermitteln die Atmosphäre, die Abfolge der Bilder ist manchmal sehr langsam, manchmal, aber auch sehr schnell. Die Statistik, ein Bild alle vier Sekunden, wird dem, was man beim Ansehen erlebt, nicht gerecht. Ganz am Anfang gibt es beispielsweise eine Szene, in der die „vertraut aussehende Frau“ gezeigt wird. Dieses Bild von ihr ist sehr lange zu sehen. Dann, hingegen, wird das apokalyptische Event angezeigt, in der sehr schnell von Bild zu Bild gewechselt wird. Auch die Szene, in der die Wissenschaftler den Gefangen/Zeitreisenden untersuchen – sie sprechen übrigens im Original Deutsch! – ist eine Abfolge von schnell aufeinanderfolgenden Bildern.

Es lohnt sich wirklich, den Film anzusehen und mitzuerleben, was eine (so langsame) Abfolge von Bildern mit einem macht. Ich habe mich selbst dabei erwischt, Personen genauer anzusehen, mir Gedanken über die gewählten Ausschnitte zu machen und – und das ist, was Evan Puschak in seinem Video auch anspricht – mir die Verknüpfung von Bild zu Bild selbst in meinem Kopf herzustellen. Ich glaube sogar, dass diese Art von Film – oder eben „Photo-Roman“ – intensiver ist als ein regulärer Film, bei dem man schlichtweg nicht aktiv an der Verbindung der einzelnen Bilder arbeiten muss und somit in eine gelangweilte Passivität rutscht.

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