Sex raus, Rechts rein, aber „welcoming environment“

Tumblr, eine Plattform, die ich tatsächlich vor Jahren einmal als Alternative zu WordPress und Textpattern gesehen habe, hat alle Sites mit „adult content“ verbannt und diesen Schritt mit seiner „Verantwortung für die Gesellschaft“ begründet. Das zugehörige PR-Statement liest sich so:

As Tumblr continues to grow and evolve, and our understanding of our impact on our world becomes clearer, we have a responsibility to consider that impact across different age groups, demographics, cultures, and mindset […] We will … focus our efforts on creating the most welcoming environment possible for our community.

Tumblr CEO Jeff D’Onofrio

Sex, Pornografie und was sonst noch unter „adult content“ fällt, sind nun also draußen. Mit Sites, die dem Rechtsaußenmillieu angehören, sieht es allerdings anders aus. Die feiern, so zumindest Luke Barnes in einem Artikel auf Think Progress, ein munteres Stelldichein auf Tumblr. Und da geht es nicht um den wirren Neonazi von nebenan oder irgendeine Lady, die sich online über „die Flüchtlinge“ erbricht, sondern um offenbar ganz schön heftige Kaliber mit Verbindungen zu aktivem Ethno-Nationalismus und Terrorismus. (Der verlinkte Artikel zeigt Screenshots und Navigationswege, die viel zu schnell auf diese Seiten führen.)

The website is currently littered with pages promoting Nazism, white supremacy, ethno-nationalism, and far-right terrorism. Despite their often flagrant violation of Tumblr’s Community Guidelines, these pages remain largely active and easy to find.

Luke Barnes auf Think Progress

Was angezeigt wird, ist bedenklich genug. Für mich ist jedoch ein anderer Aspekt hierbei interessant: Public Relations. Denn auch hier gilt wieder, dass PR-Sprech nicht die Buchstaben wert ist, die es verbraucht. In dem Moment, in dem das „Ich“ einem „Wir“ oder dem Firmennamen weicht – und ich denke, man kann das mittlerweile zur Regel machen -, ist der Widerspruch zwischen Aussage und Wirklichkeit vorprogrammiert. Ich kenne kaum eine Firma, deren PR-Aussagen auch nur irgendwie mit der Realität ihres Verhaltens auf eine Art und Weise verbunden sind, die es mir (als Konsument. Mieter, Kreditnehmer, Wiederverkäufer, Nutzer, Lizenznehmer, Besucher, usw.) möglich machen würde, ihnen auch nur einen Funken Glauben zu schenken. Das gilt ganz besonders dann, wenn es um Aussagen geht, die sich auf Abstraktionen wie Gesellschaft, Inklusivität, Moral oder Ethik und die Rolle eines Unternehmens darin beziehen. So gesehen stelle ich mir die Frage: Was bedeutet es eigentlich, wenn jemand wie der Tumblr CEO sagt „we have a responsibility to consider that impact across different […] groups“? Für mich ist die Antwort ganz klar: Gar nichts.