Auf einer fernen Insel sitzt das Grauen und leckt sich die Lippen. Ihr wollt wissen wie es aussieht? Ob es tatsächlich blaue Fingernägel und aschgraue Wimpern hat, und ob sein dreifach flammender Drachenschwanz wirklich mit giftig goldenen Schuppen geschmückt ist? Nun, ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, nicht einmal die Gestalt der besagten Insel kann ich hinlänglich beschreiben. Durch das große Fernrohr (kunstvoll geschliffene Linsen im kupfernen Gehäuse) scheint sie einmal winzig, nierenförmig und von Palmen bedeckt, dann wieder als gewaltiger schroffer Felsen, an dem sich die Wellen schaumig brechen; beim dritten Hinsehen ist sie schließlich dicht von Wolken und Nebelschwaden umgeben, und nur ein Feuerschein am Horizont kündet von dem vulkanischen Toben, das ihr Herz erschüttert. Weder die Insel noch das Grauen können also von mir mit Worten geschildert werden. Ich bin machtlos vor dem Schweigen einer im Dunklen nagenden Ungewißheit; weit entfernt, und doch mitten in meinem Magen, dort hat sich das Grauen eingenistet, auf seiner geheimnisvollen Insel. Alles hat sich in den Handstand begeben, langsam und so behutsam, dass mir die Umkehrung erst jetzt so richtig bewußt geworden ist. Wie eine plötzliche Übelkeit fühlt sie sich an, die Erkenntnis nämlich, dass jede einzelne Entscheidung zu jeder Zeit gleichzeitig richtig und falsch sein kann. Das ist meine derzeitige Verfassung. Eine einzige Note in dieser großen, großartigen und schrecklichen (grauenvollen) Melodie leicht verfehlt, falsch angesetzt, und die Linie verändert sich; die Lebenslinie, in diesem Fall. Deshalb ist das Grauen so zufrieden auf seiner entlegenen Insel (im Ozean der Verzweiflung). Es hört die wunderbarste Horrormusik, die auf Erden vorstellbar ist, das Säuseln und Singen unendlich vieler Existenzmöglichkeiten, die nie Wirklichkeit geworden sind und derentwegen sich die lächerlichen Menschenwürmer ihr Leben lang die Köpfe zermartern. Ein Festkonzert der Verzweiflung dringt an die Gestade der fernen Insel, übertönt das Rauschen der Brandung, das Donnern des Vulkans, die Vogelstimmen des Dschungels. In meinem Fall hat eine unbedachte Hand die Partitur geschrieben; die Finger einer wunderschönen, aber mir völlig emotionslos gegenüber stehenden Künstlerin haben die Feder geführt; und die Tintenkleckse, die mir so durch das Herz geschnitten sind, fügten sich zu einem fremden Liebeslied. Und die Insel verschwindet im Nebel…