Twitter kappt Apps von Drittanbietern

Apps von Drittanbietern haben keinen Zugriff mehr auf Twitter. Hoffentlich temporär, aber ich fürchte, das ist geplant.
Popup-Nachricht in Tweetbot

Seit etwa zwei Tagen (es sollte sich später herausstellen, dass der genaue Zeitpunkt Donnerstag, der 12. Januar 2023, etwa 4:30 Uhr war), kann ich mit meiner Twitter-App (ich nutze Tweetbot), die mich bislang vor nicht-chronologischen Timelines, mühsamer Werbung und anderem Ungemach bewahrt hat, nicht auf Twitter zugreifen. Anfangs dachte ich, das sei nur ein temporäres Problem, nun stellt sich heraus, dass auch andere, für Twitter bedeutende Apps wie Twitterrific davon betroffen sind.

Die API liefert keine Daten mehr, der Zugang ist gesperrt. Alle Apps, die einen vollständigen Ersatz für die Twitter-App bieten, sind von der Sperre betroffen. Das geht aus interner Kommunikation bei Twitter, die The Information zu sehen bekommen hat, hervor. Dass das passiert, ist eine Sache, wie es aber passiert ist, eine ganz andere.

Twitter can of course do what it wants, and Musk owns Twitter so he can do what he wants. But pulling the plug on these clients and ghosting everyone on communications about it is so absurdly disrespectful. Zero respect for the users for those apps, zero respect for the developers behind them — many of whom had been building on the Twitter platform for 10-15 years. Just a clown show.

John Gruber

Herrje, das Wort „Tweet“ und das Vogel-Symbol wurden de facto von Twitterrific erfunden. Das „Pull-to-refresh“, ein UI-Element, das es später sogar bis auf die Ebene des Betriebssystems geschafft hat, wurde von Tweetie, einer anderen, später von Twitter gekauften, Twitter-App erfunden. Solche wegweisenden Apps einfach so und ohne Vorankündigung abzudrehen ist ungut. Einer der Entwickler von Twitterrific in äußerst klaren Worten:

A prick pulled the plug. And what bothers me most about it is how Space Karen did it. […] What bothers me about Twitterrific’s final day is that it was not dignified. There was no advance notice for its creators, customers just got a weird error, and no one is explaining what’s going on. […] it’s just another scene in [Twitter’s] ongoing shit show.

But I guess that’s what you should expect from a shitty person.

Craig Hockenberry

Und einer der Entwickler von Tweetbot ergänzt:

Even during the darkest Twitter 1.0 days they were pretty open about what they were doing. I remember getting a call prior to the 4 quadrants token limit where they explained what was going to happen and answered questions. I wasn’t happy but at least felt there was respect.

Paul Haddad

Aber auch ganz allgemein und nicht nur bei den Entwickler:innen der Apps, mit denen Twitter ein sinnvoll nutzbarer Service war, kommt die Aktion gar nicht gut an.

To say that Twitter’s actions are disgraceful is an understatement. […] the lack of any advanced notice or explanation to developers is unprofessional and an unrecoverable breach of trust between it and its developers and users.

Twitter’s actions also show a total lack of respect for the role that third-party apps have played in the development and success of the service from its earliest days. Twitter was founded in 2006, but it wasn’t until the iPhone launched about a year later that it really took off, thanks to the developers who built the first mobile apps for the service.

MacStories

Natürlich gibt es vom dünngesparten Twitter keine Antworten auf die vielen Fragen und ich befürchte, es würde auch keine zufriedenstellenden Antworten geben. Bestenfalls den API-Zugriff überhaupt nur noch bei Vorhandenseins eines Twitter-Abonnements, schlimmstenfalls nur noch die leidige Twitter-App selbst. 🙄

Aber immerhin, die kleinen Softwareschmieden sind flexibel. Tapbots arbeiten bereits an Ivory, einer Mastodon-App. Und da bin ich ja auch.

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