Guter Kaffee in Wien

Eine Kaffeeliste der besten Specialty Coffee Shops in Wien. Und von Lokalen, die gerne dabei wären. Launisch kuratiert, immer wieder aktualisiert, ehrlich und, wenn nötig, unfreundlich. Hauptsache Kaffee!
Google Maps können nicht geladen werden.
Nachladen erlauben?

In Wien gibt es viele Lokale, in denen Kaffee serviert wird und Kaffeehäuser, die architektonisch interessant sein mögen, aber das, was man Specialty Coffee nennt, gibt es nicht überall. Ich habe hier eine Liste von Specialty Coffee Shops zusammengestellt, die ich seit 2010 kuratiere und immer wieder aktualisiere. Mein Kriterien für die Reihung sind sehr einfach: Mir muss der Kaffee immer wieder schmecken und die oder der Barista muss mir den Eindruck vermitteln, sich sowohl in der Handhabe wie auch mit der Auswahl an Bohnen auszukennen.

Formale Kriterien, wie die Anzahl der Sitzplätze im Lokal oder die Entfernung zur Innenstadt, sind mir ziemlich egal, aber ich erwähne sie hin und wieder trotzdem. Es gibt genügend andere Best of-Listen, in denen sie zur Anwendung kommen und auch in die Bewertung mit einfließen. Hier geht es eher launisch zu. Also, hinein ins Getümmel!

Die besten Specialty-Coffee Shops

Diese hier genannten Specialty Coffee Shops empfehle ich seit Jahren. Sie schenken hervorragenden Kaffee in sensationeller Qualität – und das konstant! – aus. Wenn jemand nur einen Tag Zeit hat, um sich in Wien zu koffeinieren, dann empfehle ich diese drei. Die Empfehlungen aber nur auf diese Läden einzuschränken, tut der Kaffeeliste unrecht. Viele andere, darunter ganz fantastische Coffeeshops, fehlen hier. Wer also ein wenig mehr Zeit hat, sollte gleich weiterlesen!

CaffèCouture

Georg Branny röstet selbst und hält sich mit seinen beiden Läden seit Jahren unter den Top-Lokalen der Stadt. Selten bekommt man Kaffee in dieser Kontinuität und dieser Qualität ausgeschenkt. Besonders gefallen mir die teilweise schrullig wirkenden Hinweise zur optimalen Zubereitung oder Konsumation, und genau das ist es, was ich an dem Laden so schätze.

Das Stammhaus (und die Rösterei) befindet sich im neunten Bezirk, die deutlich höher frequentierte „Brew Bar“ in dem schönen Durchgang der Ferstel Passage. Dort gibt es übrigens auch einen etwas versteckten Gastgarten, der einem Erholung im Getummel der Inneren Stadt bieten kann.

Im CaffèCouture gibt es an sich nichts zu essen, aber immer ein kleines Sortiment an Süßigkeiten wie Kuchen oder Croissants.

  • Garnisongasse 18, 1090 Wien. Mo/Fr 12-16, Di-Do 8:30-16.
  • Herrengasse 14, 1010 Wien. Mo-Fr 8-17, Sa 10-17, So 12-17.
  • caffecouture.net.

Kaffeemodul

Das Kaffeemodul ist mein heimlicher Favorit. Das Lokal ist winzig, schenkt aber geschmacklich und auf die Intensität bezogen hervorragenden, von der hauseigenen Rösterei nomi gerösteten Kaffee aus. Die Zeit, die das Modul bereits ohne Veränderungsdruck überdauert hat, spricht Bände. Es gibt größere, schönere und mit mehr Auswahl ausgestattete Kaffees, das Kaffeemodul ist aber ein Fels in der Brandung mit einem messerscharfen Fokus: Wien mit gutem Kaffee zu beseelen. Und mittlerweile ist das Stammpublikum dort auch sehenswert geworden. Die Vibes, die man im Kaffeemodul zu spüren bekommen kann – das ist wohl der Enge geschuldet -, findet man in Wien eher selten.

Es gibt einen etwa 35×130 großen Schanigarten in Form einer selbst zusammengebastelten Holzbank vor dem Lokal, und so absurd diese Ausmaße wirken, so häufig wird der Schanigarten aber genutzt. Wer etwas zum Beißen braucht, bekommt im Modul nur Cookies, die aber ziemlich gut sind.

  • Josefstädter Straße 35, 1080 Wien. Mo-Fr 7:30-17:30, Sa 10-14.
  • kaffeemodul.at.

The Pelican Coffee Company

Der Anspruch „beim Pelikan“ ist hoch, sehr hoch sogar, und wird erfüllt. Was mir besonders gut gefällt: Wer experimentieren möchte oder spezielle Wünsche hat, stößt im Pelican auf offene Ohren und experimentierfreudiges Personal, was wiederum ein Zeichen für die handwerkliche Qualität der dort tätigen Baristas ist. Im Pelikan kann man nicht nur aus mehreren Süßspeisen auswählen, es gibt auch verschiedene Sandwiches. Wer will, kann dort also problemlos auch frühstücken gehen.

Richtig guter Specialty Coffee

Nicht weit abgeschlagen werden die Top 3 in meiner Rangliste von Lokalen verfolgt, die hohe Ansprüche stellen, sie aber eben nicht immer erfüllen oder deren Auswahl nicht immer die gesamte Geschmackspalette abdeckt. Trotzdem wird hier richtig guter Specialty Coffee ausgeschenkt.

GOTA Coffee

Freund:innen weniger säurehaltigen Kaffees finden hier eine gediegene Auswahl. Diejenigen, die spritzige Kaffees, vor allem vom afrikanischen Kontinent bevorzugen, müssen aber Glück haben, um auf ihre Kosten zu kommen. GOTA hat als winzige Kaffeebar begonnen, ist nunmehr aber einer der größten Coffeeshops in Wien. Praktisch die ganze Häuserfront gehört dem Kaffeeladen, der als einziger hier den Westen Wiens mit Kaffee versorgt. GOTA ist 15 Minuten von der U-Bahnstation Schönbrunn entfernt, für einen Coffeeshop also weitab vom Schuss.

Mir kommt vor, dass die Küche und die zahlreichen Speisen, die es bei GOTA gibt, langsam, aber sicher mehr an Bedeutung für den ehemaligen Specialty Coffee Shop gewinnen. Es fühlt sich nicht mehr an wie ein Kaffeelokal, sondern wie ein Frühstückslokal mit gutem Kaffee. Prioritäten und so. Nichtsdestotrotz hole ich mir dort öfter am Sonntag – ja, das GOTA hat sonntags geöffnet, ein Riesenplus! – einen Doppio. Hin und wieder ist der auch richtig fruchtig, bislang aber immer gut. Ah ja: Es gibt einen Gastgarten.

  • Mariahilfer Straße 192, 1150 Wien. Mo-Fr 7-18, Sa/So 8-18.
  • gota.coffee.

Balthasar Kaffee Bar

Wenn wir schon beim „weitab vom Schuss“ sind: In der Praterstraße gibt es einen mittlerweile zur Institution gewordenen Coffeeshop: Balthasar. Der Fokus liegt hier ganz eindeutig noch auf Kaffee und fruchtige Sorten gibt es immer. Im Winter kuschelt man im Lokal, im Sommer – Sommer ist als die Zeit definiert, bei der man sich nicht den Allerwertesten abfriert und es irgendwie möglich ist, draußen zu sein – sitzen die meisten im dem Lokal vorgelagerten Gastgarten mitten auf der Praterstraße. Die Kaffees sind hervorragend, wenngleich es sehr darauf ankommt, wer den Kaffee zubereitet.

  • Praterstraße 38, 1020 Wien. Mo-Fr 7:30-19, Sa 9-17.
  • balthasar.at.

People on Caffeine (POC)

Ich war schon Ewigkeiten nicht mehr da, drum ist die Beschreibung kurz. Hier gibt es Fruchtbomben für hartgesottene Freund:innen des fruchtigen Kaffees. Besonderheit: Das POC ist in einem Nebengebäude der Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit auf der Alser Straße untergebracht und man kann quasi im Kirchengarten Kaffee trinken.

  • Schlösselgasse 21, 1080 Wien. Mo-Fr 8-17.
  • FB: poccafe.

J. Hornig Coffee Bar

Lange Zeit habe ich die J. Hornig Coffee Bar gemieden, weil der Kaffee dort fast schon normiert, somit langweilig und vorhersehbar war. Letztens habe ich aber eine Barista angesprochen, die mir aus Bohnen aus Ruanda zwei fantastische Doppios hergestellt hat. Die JHCB ist riesig, inklusive kleinem Schanigarten, und ich denke, mann kann sie als Pendant zu GOTA Coffee, nur eben mitten in der Stadt sehen. Auch die JHCB hat sonntags geöffnet.

  • Siebensterngasse 29, 1070 Wien. Mo-Fr 8-19, Sa 9-19, So & Fei 10-18.
  • jhornig.com.

Jonas Reindl Coffee Roasters

Das Jonas Reindl gibt es mittlerweile im siebten, achten und neunten Bezirk. Der Kaffee ist sehr gut, in 9 von 10 Fällen sogar hervorragend. Die Lokale haben sonntags geöffnet, bieten, wenn auch eingeschränkt, Möglichkeit zum Sitzen, es lohnt sich also. Es gibt einen Karottenkuchen, der richtig gut schmeckt und einige der Cafés können auch mit einem Gastgarten aufwarten.

  • Währinger Straße 2-4, 1090 Wien. Mo-Fr 8-17:30, Sa/So 9:30-17:30.
  • Westbahnstraße 13, 1070 Wien. Mo-So 9:30-17:30.
  • Josefstädter Straße 67, 1080 Wien. Mo-Fr 8-17:30, Sa/So 9:30-17:30.
  • jonasreindl.at.

Joey’s

Johanna Wechselberger a.k.a. Die Rösterin hat endlich wieder ein Lokal, in dem die Vibes des lange vergangenen Mocca Club wieder aufleben, wenn auch in neuem Gewand und deutlich entspannter. Der Marktstand, wenn man das so bezeichnen will, befindet sich mitten am Schlingermarkt, und der Kaffee ist, wie bei Johanna nicht anders zu erwarten, nicht nur selbst geröstet, sondern auch geschmacklich tipptopp. Ich komme fast nie in die Gegend, aber wer dort hin kommt, sollte unbedingt entweder ganz normal einen Kaffee trinken oder eine von den vielen, vielen Spezialkreationen (mit und ohne Kaffee) ausprobieren, die es in diesem Kleinod am Schlingermarkt gibt, ausprobieren.

  • Floridsdorfer Markt 1210 Wien. Di-Do 14-18, Fr 8-12 & 14:30-18, Sa 8-14.
  • dierosterin.at.

Interessanter Kaffee, aber Luft nach oben

Sicherlich ist der Anspruch hoch und ich glaube auch, dass man in diesen Lokalen alles dransetzt, ihn zu erfüllen. Aber es gelingt halt eben nicht immer. Und dieses Fehlen von Stabilität bei der Qualität lässt sie nun hier aufscheinen.

kaffemik

Das kaffemik in einer Seitengasse der Mariahilfer Straße und mitten in einer Fortgehzone hat sich nunmehr fest etabliert und serviert, je nach Barista, richtig guten Kaffee. Mein Running Gag dort ist die Frage und der Dauerwunsch nach fruchtigem Kaffee. Fast immer wird mit „ist fruchtig“ oder „hat was Fruchtiges“ geantwortet, aber nur in wenigen Fällen wird diese Zusage auch tatsächlich zur Gänze erfüllt. (Im Umkehrschluss: Wer weniger fruchtige, ja schokoladig-nussige Kaffees liebt, kommt voll auf seine Kosten!) Jedenfalls kann, wer bei kaffemik einen Kaffee kauft, diesen entweder im recht bescheidenen Inneren oder in der neu gestalteten Fußgängerzone Zollergasse konsumieren. Das kaffemik ist auffällig LGBTQ+-freundlich, wie selbst im Google Maps-Eintrag vermerkt ist. Das kaffemik ist allerdings auch sauteuer geworden. Ein Doppio kostet dort stolze EUR 4,20.

  • Zollergasse 5, 1070 Wien. Mo-Fr 8-18, Sa 10-18, So/Fei 12-17.
  • kaffemik.at.

No Panic Coffee

No Panic Coffee gibt es in 1040, 1070 und 1090 Wien. Bislang immer gut, wobei ich die Vibes bis heute nicht ganz verstehe. Ich war noch nicht allzu häufig bei No Panic, daher ist der Text auch noch kurz gehalten. Wer sich das Double-Feature geben will: No Panic Coffee ist in der Währinger Straße direkter Nachbar von Jonas Reindl.

  • Paniglgasse 18, 1040 Wien. Mo-Fr 8:30-16:30, Sa/So 9:30-17:30.
  • Währinger Straße 6-8, 1090 Wien. Mo-Fr 7:30-19, Sa/So 9-19.
  • nopanic.coffee.

Noch nicht bearbeitet:

  1. Empress Coffee im siebten Bezirk. War erst einmal da, werde aber bald wieder hinschauen.
  2. The Good Coffee Society im sechsten Bezirk, gleich beim Westbahnhof in der Stumpergasse 64.
  3. CoffeePirates in der Spitalgasse 17 im neunten Bezirk. (Sie hätten so leicht eine Ebene höher sein können…)
  4. Café Comet (Fürth Kaffee Vienna) in der Kirchengasse 44 im siebten Bezirk.
  5. Cowome Vienna im zweiten Bezirk. Kann was, wenn man den richtigen Kaffee erwischt.
  6. beandependent im zweiten Bezirk. Ganz neu, ich war noch nicht dort, aber bald. Bald!

Weitere vielleicht interessante Lokale

Es gibt eine Kaffeemaschine, gelegentlich auch Ambition und Anspruch, aber eben nicht immer.

  1. Brass Monkey im dritten und im sechsten Bezirk mit Kaffee, der okay ist.
  2. Calienna im siebten Bezirk in der Neubaugasse. Manchmal kann der Kaffee was.
  3. Wolfgang Coffee im siebten Bezirk habe ich lange nicht mehr besucht, weil ich den Anspruch, den ich einst gesehen habe, vermisse.
  4. Kaffeeküche im ersten Bezirk bei der Uni. Wenn man vorbeigeht, kann man einen Kaffee probieren.
  5. Kaffeefabrik im vierten und im sechsten Bezirk. Anspruch ja, Umsetzung hin und wieder.
  6. Carl Ludwig Cafe in der Favoritenstraße 7 im vierten Bezirk. Herrlicher Gastgarten, leider nicht so herrlicher Kaffee.
  7. Bäckerei Öfferl an mehreren Standorten.
  8. Caffè a Casa im ersten und im neuen Bezirk mit Fangemeinde. Ich gehöre da nicht dazu.
  9. Akrap Coffee im sechsten Bezirk. Ich probiere es seit Jahren immer wieder, aber… nein.
  10. Kōun Coffee in 1220 Wien. Ich war mal da und werde länger nicht mehr hinschauen.
  11. Unger und Klein im Hochhaus im ersten Bezirk, gleich neben der U-Bahnstation Herrengasse. Der Fokus liegt hier eher beim Wein.
  12. Wiener Rösthaus im zweiten und im achten Bezirk. Meine Begeisterung spiegelt sich in der Häufigkeit des Besuchs wider: war ewig nicht mehr dort.
  13. El Café im neunten Bezirk. Schönes Logo, kein schöner Kaffee.
  14. Fenster Cafe im ersten Bezirk. Mein Eindruck: Menschen simulieren einen Kaffeeautomaten.

Über die Kaffeeliste

Ich habe ein paar Beiträge über diese Kaffeeliste geschrieben, darunter die natürlich vorherrschende Subjektivität in der Wertung sowie ein Beitrag zur Punktebewertung, die einige Zeit lang die Reihung bestimmt hat. (Ist jetzt nicht mehr so.)

Ich bin immer dankbar für Hinweise und Kommentare zu meinen Bewertungen. Die Liste lebt und wird immer wieder aktualisiert. Jeder Input ist willkommen; Kontaktmöglichkeit hier oder auf Twitter.