Alte Lebensarten

Wenn es uns heute gut geht, dann haben wir bisher einiges richtig gemacht.

Manchmal fühlt man als erwachsener Mensch die Dinge so, wie man sie als Kind gefühlt hat, sieht Situation mit den Augen, mit denen man sie als Teenager gesehen hat und stellt nach einem bestimmten Zeitraum fest, das man in letzter Zeit einer Lebensart nachgegangen ist, wie man sie in der Studien- und Lehrzeit gepflegt und erlebt hat. Man wird sich dieser Tatsache relativ schnell bewusst, da die Ereignisse aus der Norm des Alltäglichen ausbrechen: Ein breiteres Grinsen als sonst, wenn man beim Tichy den Pokal oder die Eismarillenknödel serviert bekommt, ein intensiveres Empfinden von Freundschaft und Zuneigung als sonst, wenn man einem nahestehende Menschen trifft, und Entscheidungen, Bewertungen und Sichtweisen, wie man sie längst überlebt habt, weil man aus der Studien- und Lehrzeit heraus die kalte Realität des Alltags kennen gelernt hat. Hin und wieder tauchen sie auf, diese emotionalen Reminiszenzen vergangener Zeiten. Und solange man sich nicht zu sehr von ihnen leiten lässt, sie als freundlichen Gruß alter Bekannter sieht und das Positive, das sie womöglich bringen, aktiv in sein Leben integriert, dann ist das ja in Ordnung. Böse wird es nur, wenn die guten Erinnerungen auch durch schlechte ergänzt werden, und sich Sorgen, Ängste und womöglich Panik breitmacht. Unsere Vergangenheiten sind bunt und vielfältig, das Jetzt aber kein fester Zustand, sondern ein beeinflussbarer Weg, Resultat vieler, kleiner Entscheidungen aus eben jener Vergangenheit. Und wenn es uns heute gut geht, wir Kaffee trinken, lesen, die Sonne und den Sommer genießen können, dann haben wir bis heute einiges richtig gemacht.

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