Sonntag, 6. Februar 2022, Tag 696 der Corona-Pandemie. Seit gestern ist die Impfpflicht in Österreich in Kraft, aber, so scheint es mir, niemand weiß so richtig, will so richtig und überhaupt ist alles sehr schwammig. Einerseits gibt es die Impfpflicht, andererseits kann man ungeimpft arbeiten gehen, einerseits war die Rede von einer Lotterie, andererseits will sie niemand durchführen. Chaotisch, das alles. Sehen wir uns die Zahlen an.
Ich bin gespannt, wie sich die nun herrschende Impfpflicht außerhalb der Szene derer, die grundsätzlich gegen alles und derer, die grundsätzlich gegen Impfungen sind, auswirken wird. Wenn ich mich ein wenig umsehe, dann sehe ich enormen Druck vonseiten der 9, die geimpft sind, gegen 1, die oder der nicht geimpft ist (das entspricht auch etwa dem Verhältnis in meiner Umgebung) und auch schon die ersten Kündigungen, die sich daraus ableiten: Es war nicht die Verweigerung der Impfung per se, die zur Kündigung geführt hat, sondern die nicht mehr funktionierende Zusammenarbeit der Kolleginnen und Kollegen untereinander, die die Vorgesetzten dazu bewegt hat, die Reißleine zu ziehen. Die Weigerung, geimpft zu werden, wurde also von den Mitarbeitern 1:1 in eine Verweigerung, solidarisch zu sein, übersetzt.
Alle anderen leben mittlerweile mit Corona wie mit einer Grippe. Ich höre immer seltener von schweren Verläufen und auch das allgemeine Stresslevel, das beim Thema mitgeschwungen ist, hat sich deutlich gesenkt. Das ist gut, denn es wird Zeit. Zwei Jahre – genauer: 696 Tage – sind eine sehr, sehr lange Zeit. Und so lange tun wir damit schon herum.