Designvorlagen allesamt ein Schmarr’n

Hat die werte (bloggende) Leserschaft schon einmal einen Designwechsel ihrer Homepage in Erwägung gezogen und ist draufgekommen, dass WordPress auf 238 Sites, die jeweils 15 Designvorlagen beinhalten (das sind ingesamt 3570 Designs) gerademal knappe 20 Vorlagen anbietet, die dezent sind und gut aussehen, leicht modifizierbar sind, mit Schriftarten und vor allem -größen arbeiten, die man tatsächlich lesen kann und außerdem noch validiert werden können? Bei Textpattern gibt es genau das gleiche Problem, nur dass sich da die Anzahl der verfügbaren Vorlagen von vorne herein schon auf knappe 100 beschränkt, von denen mindestens 2/3 Portierungen von WordPress-Themes sind…

Text als Designvorlagen

Bei Websites jedweder Art geht es immer um eines: das Übermitteln von Informationen. Und übermittelt werden sie in der Regel durch Text. Genau das berücksichtigen die meisten Webdesigner nicht (mehr). Sie füllen Ihre kunterbunten Seiten mit Bildern auf, mit Gimmicks und schön anzusehenden Effekten, designen ihre Websites in Bildbearbeitungsprogrammen und lassen sie dann womöglich – horribile dictu! – automatisiert in HTML umwandeln oder greifen gleich zur eierlegenden Wollmilchsau namens Flash.

Sie alle vergessen jedoch den Hauptbestandteil der Website: den Text. Er sollte im Mittelpunkt stehen, er sollte die Einheit sein, auf der das Design basiert. Auf Texten basiert jede Website, nicht auf ihren Verzierungen.

Designvorlagen und Templates für WordPress

Zuerst ein paar Vorlagen für WordPress, die allesamt in die nähere Auswahl, dann aber doch nicht in Verwendung kamen, weil sie entweder bereits zu häufig benutzt werden oder schlicht und einfach schlecht geschrieben sind/nicht validieren.

The Ideal Website

Ausgesprochen gut gefällt mir die Website der Information Architects Japan (iA) und die Herrschaften haben sich auch dazu entschlossen, das Design unter dem Titel The Ideal Website in der Version 1.1 freizugeben.

Die Konfiguration von Schriftart, Schriftgröße, Zeilenbreite und Zeilenabstand folgt dem (von iA selbst „erfundenen“) Standard 100E2R, der für die leichte Lesbarkeit von Onlinetexten und gegen das bildhafte Designen von Texten steht. Kein Flash, keine Bilder und Grafiken sind nötig, das macht mir das Template gleich noch eine Spur sympathischer.

Negativ ist mir an dieser Vorlage aufgefallen, dass sie schlichtweg schlecht geschrieben ist. Da wird ein CSS-Befehl noch schnell in die HTML (bzw. PHP)-Datei gequetscht, dort und da ist ein

nicht geschlossen und es happert daher/auch bei der Validierung. Außerdem gibt es keinen Link zur Archivseite und auch sonst keine Möglichkeit – außer die Links zum nächsten und vorherigen Artikel, die Suche und die Auflistung der 15 aktuellsten Artikel – sich innerhalb der Seite zu bewegen.Eine Portierung nach Textpattern erlaubt die beigelegte Lizenz nicht.

Modio

Mit einem für mich neuartigen Konzept wartet die Vorlage Modio in der Version 0.2 von Upstart Blogger auf. Sie präsentiert auf der Homepage nämlich nicht wie sonst üblich den oder die aktuellsten Artikel, sondern lediglich eine Art Inhaltsverzeichnis, das die aktuellsten Artikel, die neuesten Kommentare, Sponsorenlinks und weitere, frei wählbare Inhalte, präsentiert. Nett und optisch ansprechend fand ich vorweg den roten Streifen links oben, der sich beim Testen als Überschrift einer Navigationsleiste herausstellte, die von links her ins Bild fährt, sobald man mit der Maus drüberfährt.

Allerdings auch hier das gleiche Problem wie schon bei der „Ideal Website“, wenngleich das „Modio“-Template wesentlich schlechter geschrieben wurde als die „Ideal Website“: Hier werden Überschriften und Listenelemente gleichgesetzt, Abstände per mehrfachem erreicht und damit bin ich noch gar nicht bei der Verschachtelung der verschiedenen Layer oder den unterschiedlichen DOCTYPEs der Seiten angelangt…

K2

K2 ist im Unterschied zu herkömmlichen Themes ein vollständiges Framework, auf dem dann das tatsächliche Design aufsetzt. Erreicht wird das durch eine strikte Konvention in der Namensgebung diverser Elemente, die dann per CSS nach belieben gestaltet werden können. Die Macher von K2 beschreiben es selbst als „Schnittstelle zum Benutzer“ während WordPress die „Schnittstelle zur Datenbank“ sei.

K2 unterstützt von Haus aus eine Vielzahl an Plugins und das Auffinden der deutschen Übersetzung ist ein Klax.

All meine Ausflüge zu WordPress – ich lande immer wieder bei Textpattern – haben mich zu K2 geführt. Alle!

Cutline

Cutline ist nicht nur schick, sondern auch sexy, denn es ist leicht zu modifzieren, leicht zu ändern, die WordPress-Widgets funktionieren einwandfrei und es scheint – aus welchem Grund auch immer – dem Autor richtig Spaß zu machen, an dieser Vorlage herumzubasteln und sie von Mal zu Mal besser zu machen. Suchmaschinenoptimierung, Lesbarkeit, optischer Anspruch – auf alles scheint der Autor Rücksicht zu nehmen.

Cutline ist leicht zu modifizieren, leicht zu bearbeiten und bietet volle Unterstützung von WordPress-Widgets, den meisten aktuellen Plugins und wird aktiv weiterentwickelt (siehe das Cutline-Blog).

Weitere Designs

Selbstverständlich stellen diese paar Designs nicht die völlige Bandbreite der verfügbaren WordPress-Themes dar, allerdings wage ich zu behaupten, dass diese Vorlagen die gesamte Bandbreite von brauchbaren, also leseoptimierten und augenfreundlichen Templates darstellen.

Damit aber die werte Leserschaft und alle, die WordPress verwenden und nach Themes/Templates/Designvorlagen suchen, nicht sinnlos Zeit verschwenden, habe ich hier ein paar Links zu verschiedenen Seiten zusammengestellt, auf denen Designvorlagen vorgestellt werden, die nicht unattraktiv sind. Ich selbst habe mich nach langer Auswahlphase auch an diesen Beiträgen orientiert und fast… fast wäre es eines davon geworden…

…wenn ich momentan nicht in einer solchen Phase des höchsten Abstrahierens wäre…

Designvorlagen und Templates für Textpattern

Tja. Da, ähem, sieht es gleich ganz anders aus. Ich will nicht behaupten, dass es für Textpattern gar keine Vorlagen gibt, denn hin und wieder veröffentlich der eine oder andere Fanatiker ein Template, aber Textpattern hinkt in diesem Bereich nicht nur aufgrund des praktisch nicht vorhandenen Angebots, sondern auch aufgrund des Fehlens einer adäquaten Technologie ordentlich nach: das CMS unterstützt Vorlagenpakete nicht, hier muss der Benutzer Seite für Seite, Baustein für Baustein, CSS-Datei für CSS-Datei von Hand kopieren, die passenden Einstellungen vornehmen, etc., etc. Das ist natürlich nervtötend, vor allem, wenn viele Bausteine und Seitenvorlagen erstellt oder modifiziert werden müssen. Und wann ist das bei einem zeitgemäßen Template nicht so?

Davon abgesehen beschränkt sich die Auswahl der Vorlagen für Textpattern auf knappe 100 (WordPress bietet momentan über 3000 an!), die man bei Textgarden herunterladen kann. „Knappe 100“ fällt mir allerdings schwer zu sagen, denn mindestens 2/3 der auf Textgarden zum Download angebotenen Designs sind Portierungen von WordPress-Designs.

Jahr für Jahr versuchen einige Idealisten in einem eigenen Wettbewerb – Textplates – Webdesigner dazu zu motivieren, Vorlagen, Themes und Templates für Textpattern zu designen, doch auch hier gibt es mehr Preise für die Gewinner als insgesamt Teilnehmer…

Was nun?

Sowohl für Textpattern als auch für WordPress gibt es kaum leseoptimierte Designs, Templates und Themes. Das liegt hauptsächlich daran, dass Webdesigner gerne vom Gesamtbild ausgehen und sich allmählich in die Details hineinarbeiten, den Text jedoch – die wichtigste und alles entscheidende Form der Kommunikation im Internet – nahezu völlig vernachlässigen.

Was also nun?

Es gibt, soweit ich das überblicken kann, kaum (frei erhältliche) Webdesigns, die all die Punkte berücksichtigen, die ich hier erwähnt habe. Das ist allerdings erstaunlich, denn Anleitungen, Tutorials und Beispiele gibt es zuhauf. Es ist an der Zeit, dass Designer wieder zu lesen beginnen und sich nicht einzig und allein auf die Wirkmächtigkeit von Farben, Bildern und Formen stützen.