Es macht schon Spaß, hin und wieder auf Facebook zu schauen und festzustellen, wie verkrampft dort versucht wird, meine Aufmerksamkeit auf Nichtigkeiten zu lenken. Aber das denke ich mir mittlerweile bei mehr als nur Facebook, was vielleicht zu ein paar Auszweigungen dieser, nun ja, ich nenne sie mal so: Artikelserie führen könnte. Vorerst aber der heutige Tag in meinem Facebook-Konto.
Was machst du gerade, Michael? Ja, ja, eh. Dann die Stories. Bis heute, und diese Stories gibt es schon recht lange, frage ich mich, warum hier 4 Handyhüllen gezeigt werden. Nächster Eintrag, eine Lokalrezension. Okay, ist auch aktuell. Es folgt: Werbung für Sophos IT-Sicherheit. Es folgt: Werbung, diesmal aber über das private Account einer Bekannten. Ich kann das nicht leiden. (Erstellt „Seiten“ und nutzt sie für Werbung. Hört bitte auf, eure privaten Accounts als de facto Firmenaccounts zu nutzen. Das führt doch unweigerlich zur Stummschaltung, oder etwa nicht?) Sieh einer an: die Werbung über den privaten Account zuerst, nun folgt die Werbung über den Account der Seite. Auch schön, dann weiß ich ja, was ich mal stummschalten kann. Stummschalten kann ich auch eine andere Seite, der ich offenbar folge. Irgendein Bekannter, den ich seit mindestens 5 Jahren nicht mehr gesehen habe, hat irgendwelche unscharfen Bilder von irgendeinem Konzert gepostet. Mah, ist das fad. Werbung von Cyberport. Eine Freundin war am Sarah Connor-Konzert. 1 Kommentar „Viel Spaß“. Sagt alles. Eine Google AdWords-Agentur macht Google AdWords-Werbung. Eine Bekannte postet eines dieser Video-Kochrezepte. Ja und? Soll ich den Müll jetzt nachkochen? Was willst du mir damit sagen?! Ein Typ, mit dem ich in meinem Leben wahrscheinlich nicht länger als 15 Minuten insgesamt gesprochen habe, postet ein unscharfes Foto von irgendeinem Geschenk. Die Stadt Wien postet Werbung für en 3-Minuten-Takt der Schnellbahn. Der Typ von vorhin postet noch ein Foto. Ah, „Musik-Bingo“. Eine Bekannte, die nicht in Wien wohnt, ist neidisch auf die neuen 3-Minuten-Takte der S-Bahn. 7 Kommentare. Die Google AdWords-Agentur postet ein Motivationsplakat. Eine Bekannte postet ein Motivationsplakat. Eine Bekannte postet die Nachrichten über das Hochwasser in Venedig mit dem Abschlussatz „Eine Stadt in Not“ und einem weinenden Smiley. Dann machst du halt Urlaub woanders; privat prahlst du doch genau damit! Ein Bekannter postet einen Zeitungsartikel, an dem er mitgearbeitet hat. Balthasar postet über einen Kaffeekochkurs. Eine Bekannte nimmt an einer 10-Day-Challenge mit dem Titel „Life is good“ teil. Besserer Titel „pretend life to be good“, wenn ich mir das sonstige Gejammere ansehe. Eine Designagentur postet ein Bild mit Schuhen drauf. Ok. Eine Bekannte postet ein Bild. 19 Kommentare; das Wort „Wonderland“ kommt vor. (Dazu gibt es in Kürze einen Artikel hier.) Ein Bekannter postet das Bild seiner Tochter – vor etwa 10 Jahren. Na die wird sich freuen. Ein anderer Bekannter steht halbnackt vor einem Solariumbett und betitelt das mit „Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu versuchen“. WTF? Dem folgt ein Moralin-Posting über Massentierhaltung. Job-Werbung. Irgendwer wurde in einem Post markiert. Ich frage mich, wen von den beiden am Foto sichtbaren ich eigentlich kenne. Eine Hundefahndung. Eine Backblaze-Werbung. Ein Motivationsposter mit Moralinspritze. Das ist so deppert, dass ich es hier posten muss: „Kauft beim Bäcker… [hier ein Foto von einem halb verbrannten Brot] …sonst gibt es bald keine mehr.“ Adobe Lightroom-Werbung. Ein Zeitraffer-Filmchen einer Bekannten. Und zum Schluss, weil es jedesmal so toll ist, wieder ein sinniger Spruch des Solariumphilosophen, diesmal auf irgendeinem Parkplatz mit einem blauen Auto im Hintergrund: „Zu viele Gedanken bremsen das Leben“.
Dem ist nichts hinzuzufügen.