Verlässt man sein elterliches Zuhause, so verändert man sich. Das ist eine banale Feststellung, die allerdings mehr beinhaltet als lediglich das Verändern der Einstellung zum Bügeln von Wäsche. Es beinhaltet auch die Veränderung der gelebten Persönlichkeit von einem auf die Mitbewohner (Eltern, Geschwister) abgestimmten Wesen zu einem rein auf sich selbst ausgerichteten Wesen. Einsamkeit ist hier einer der besten Lehrmeister. Einsamkeit führt rasch zur eigenen Persönlichkeit.
Sicherlich sind Freunde, Wohngemeinschaften und Beziehungen in irgendeiner Form nützlich, denn sie schaffen Erfahrungen, aber ich wage zu Bezweifeln, dass die eigene Persönlichkeit direkt aus einem Bekanntschaftsverhältnis heraus geschaffen oder geformt werden kann. Im gleichen Atemzug muss ich allerdings nachhaken: Ein einzig und allein aus Einsamkeit gezüchtetes Individuum ist meist unerträglich…
Einsamkeit bedeutet nicht nur Negatives. Allein sein ist auch frei sein. Ich kann tun und lassen was ich will, ich kann mit jedem, mit jeder, zu jeder Tages- und Nachtzeit machen was ich will. Sitzt man in seinem eigenen Zimmer, in seiner eigenen Wohnung und weiß bescheid über die nicht enden wollenden Möglichkeiten, dann ist das ebenso persönlichkeitsbildend. Sowas muss man nutzen, wenn es auch anfangs schmerzlich ist.