Flickr-Meetings sind sowas wie Speed-Datings von Personen, die man über ihre Bilder teilweise bereits zu kennen vermeint. Trifft man sich, so kann man sich sicher sein, dass jeder eines jeden Favoriten kennt, das Profil, die eventuell vorhandene Homepage durchsucht und sich zumindest die letzten paar Seiten der Galerie angesehen hat. Kurzum: Anonymität gibt es fast nicht bei solchen Treffen, wenn man einmal herausgefunden hat, wer hinter welchem Pseudonym steckt. Und Fotos werden sowieso die ganze Zeit über gemacht.
Die Gruppe war interessant zusammengesetzt: Da gab es Menschen aus England und aus Schottland (do not mix this up!), aus Xinjiang, Shanghai, Yunnan, Manila, einen Österreicher – mich – und mehr, mehr, mehr…
Wie dem auch sei. Wir trafen uns in der Ohel Moishe Synagoge, das ist ein Museum über die aus Deutschland und hauptsächlich aus Österreich geflüchteten Juden vor und während der Zeit des Zweiten Weltkriegs und stellten fest, dass das Haus zwar nett, jedoch ohne geschichtliche und kulturelle Vorkenntnisse zum Thema Juden in Shanghai für den Museumsbesucher absolut unbrauchbar ist. Es gab zwar einen kurzen Einführungsfilm, der ein wenig über die Geschehnisse in Europa, hauptsächlich aber über die Ankunft der Menschen in Shanghai und die Ausbildung des jüdischen Viertels Auskunft gab, aber der half nicht wesentlich weiter. (Anmerkung nebenbei: Es gibt ein zweites Wiener Kaffeehaus in Shanghai: das Kleine Wiener Cafe im ehemals jüdischen Viertel der Stadt.) Lange waren wir nicht dort, ist das Museum doch klein und die Gegend rundherum wesentlich interessanter (ähem… ein wenig halt…). Mit dabei war übrigens Elisabeth samt männlichem Anhang und sie waren gerne fotografierte Gäste, verließen die Gruppe jedoch bald.
Anschliessend stand heftiges Viertel-rundherum Fotografieren am Programm. Leute, die sich sympathisch waren, kamen sich freundschaftlich näher und Leute, deren Fotos man weniger mochte, blieben einander fern. Eigenartig, wie stark diese Relation sein kann: auch ich habe festgestellt, dass ich mit denjenigen, deren Fotos ich gerne ansah und kommentierte, wesentlich besser kommunizieren konnte als mit denjenigen, deren Fotos ich auch schon uninteressant oder einfach nur auf irgendeine Art und Weise ungut empfunden habe, bevor ich der Person überhaupt begegnet bin…
Fotografieren beendet, Abendessen (so gegen 15:00 Uhr!). Elsa hat irgendwo ein Restaurant in Pudong aufgetrieben, das bereit war uns aufzunehmen und wir nahmen die Fähre ueber den Huangpu, übrigens ausgestattet mit dem unnötigsten Ticketsystem der Welt, nämlich: Kauf dir ein Ticket um 0,5 RMB in Form einer 0,5 RMB Plastikmünze, wirf diese Plastikmünze dann in einen Kübel, der zwei Meter neben der Kassa steht! Damit war der nette Teil aber auch schon vorbei, zumindest für mich, weil nämlich in dem Restaurant, wie ich später erfuhr, dann Ungutes gesprochen wurde. Wer gesprochen hat, wird sowieso klar, wenn man zu hören bekommt, dass man mit dem einen da – mir – eigentlich nicht reden sollte, weil gegen die haben wir im Krieg gekämpft! Glücklicherweise war das den Chinesen ziemlich egal und ich musste gehen, weil ein Gast aus dem Süden zu dem Zeitpunkt bereits in Shanghai angekommen war…
Trotzdem. Wenn Flickr-Treffen, dann hingehen! Egal wo, egal wer dabei ist!
Photo: Jeff, Katrina, Elsa, wohl klar, Raemin, Ya Ya, Wendy, Don, Craig und Rain. Und es gibt Berichte auch von zwei anderen Mitgliedern: A Late August Weekend of Pictures in Urban Shanghai von Rainier Contreras und Naughty Girl (chinesisch) von Raemin. Von ihr gibt’s übrigens auch ein Set „The 3rd Shanghai Flickr Meetup August 26th 2006„. Wir sind auch auf Shanghaiist zu lesen…