James Bond – Ein Quantum Trost: eine Enttäuschung. Mir kamen die 105 Minuten des Films viel länger vor; mehrmals habe ich auf die Uhr gesehen, vor allem, wenn zum x-ten Mal mit Licht und Schatten-Effekten gespielt wurde und Daniel Craig wiedereinmal zwei Sekunden nach dem Stichwort aus dem Schatten hervorgetreten ist. Und dabei fängt der Film vielversprechend an! Eine klassische Auto-Verfolgungsjagd mit überraschendem Gepäck. Der erste Dämpfer: So richtig kriegt man nicht mit, wer hier wen verfolgt. Ist es Bonds Aston Martin, der hinter dem Alfa herjagt oder doch umgekehrt? Wieso erinnert die Eröffnungssequenz an Jurassic Park? Woher kommt plötzlich die Schotterhalde? Naja egal, es hat ja gerade erst angefangen!
Ooops. Da ist ja der Vorspann: Kein Blick durch den Lauf, kein Blut, sondern ein andauernd auf irgendetwas schießender Daniel Craig. Um ihn herum Sand und ein Quicktime-3D-Modell, das irgendwie nicht “fertig” zu sein schien. Moment, was war das? Da ist ja eine Frau im Sand versteckt und sie bewegt sich! Vorspann schon wieder zu Ende.
Der Bösewicht, den Bond am Ende von Casino Royale gefasst hatte wird verhört. Ein paar Sätze Dialog, plötzlich ein Schusswechsel auf Stichwort. M läuft davon, Bond verfolgt einen Schurken und tötet ihn nach einer Verfolgungsjagd über die Dächer von Siena in einer Actionszene unter eine Glaskuppel. Durch die vielen Seile und das Geländer wirkt das ganze ein bisschen wie der Blick in den Affenkäfig. Wie verfängt sich Bond im Seil? Man weiß es nicht, ist ja egal, es geht schon wieder weiter!
Bond taucht in einem Hotel auf, killt einen Mittelsmann, findet einen Koffer, verlässt den Raum. Bond steigt ins Auto einer bolivianischen Agentin, wird zum Schurken geführt, sieht sich den aber genauer vom Motorrad aus an. Dazwischen spielt M von London aus mit ihrem flash-überladenen Computer. Oh, zwei Minuten sind schon wieder um, die nächste Actionszene muss stattfinden, diesmal eine Bootsverfolgungsjagd auf dem Wasser. Das erste Boot sägt Bond mit der Wasserschraube des Motors auf, wieso das zweite plötzlich weg ist, hab ich nicht so ganz durchschaut. Weiter im Inhalt.
Dialog, und schon wieder ein Mittelsmann. Auch er wird getötet. Auffällig oft verliert Bond in diesem Film seine Waffe. Und auffällig oft muss er sie auch wieder finden. Hat er sie, killt er seinen Gegner. Das Ende? In einem Wüstenhotel, das mehr wie eine Lagerhalle aussieht rammt Bond seinem Gegenspieler (ist das nun wieder nur ein Mittelsmann oder ist das der Kopf der Organisation?) eine Axt zwischen die Zehen, aber der lebt trotzdem noch lange weiter und wird in der Wüste ausgesetzt. Dazwischen stirbt ein Kollege Bonds (man erinnert sich an den Italiener aus Casino Royale?) und Bond tröstet ihn wie er auch Eva Green in Casino Royale getestet hat. Fehlt nur noch, dass man den beiden eine Dusche über den Kopf hält. Danach entsorgt er die Leiche des Italieners im Müllcontainer. Film Ende. Davor noch der Blick durch den Lauf mit der Blutsequenz. Hm.
Was war denn das? fragt man sich während der Abspann läuft. Die Geschichte war lau, lediglich die Actionszenen haben den Film aufrechterhalten. Doch auch die sind nicht sonderlich kreativ. Wie gesagt, Bond verliert seine Waffe, sucht sie kämpfend, findet sie, besiegt den Gegner. Und das wiederholt sich einige Male.
Ein wenig erinnert der Film an die Bourne-Trilogie, doch war die tiefsinniger, denn da gab es ja eine Geschichte, die es zu erzählen galt und die Actionszenen waren wesentlich raffinierter gestaltet als die von einem Quantum Trost.
Was mir allerdings am Film gut gefallen hat, war der Soundtrack. Obwohl der Titelsong absoluter Mist ist, hat man es gut geschafft, den Zusammenhang zu Casino Royale stark durch die Musik darzustellen. Immer wieder taucht Vespers Thema in abgewandelten Versionen auf, immer wieder merkt man, dass sich die Musik am Vorgängerfilm orientiert. Lob dafür! Ausdrücklich gilt dieses Lob nicht dem Titelsong, der ist letztklassig!
Ein Quantum Trost: eine Enttäuschung!