Mit dem Rad von Wien nach Tulln und zurück

Nach langer Vorbereitungszeit und einer wetterbedingten Terminverschiebung fand vorgestern endlich die Radtour für Cornelia und Oliver – sie hatten sie als frisch vermähltes Hochzeitspaar geschenkt bekommen – statt.

Meine nicht nur sportlich, sondern durchwegs auch von masochistisch geprägter Selbstaufgabe zum Gaudium der nunmehrigen Eheleute motivierte Routenplanung, die uns von der Urania in Wien weg über die Ringstraße zur Neuwaldegger und schließlich Tullner Straße über die Sophienalpe, die Toiflhütte, Weidlingbach, die Windischhütte, Kierling, die Redlingerhütte bis nach Greifenstein („teils Wanderwege und teils Dschungel!“) und von dort am südlichen Donauufer entlang bis nach Tulln führen würde, wurde in stillem Übereinstimmen der Mitfahrenden eher in den Bereich einer Möglichkeit gelegt als in den ganz konkret einzuschlagenden Weg.

Na gut. Die (nunmehr gemütliche) Tour hatte zwar das gleiche Ziel, führte uns jedoch am Kanal entlang bis zur Donau, wo wir am südlichen Ufer blieben und die Aulandschaft bei Höflein an der Donau in Richtung Westen querten, um die letzten 16, 15, 8, 4 Kilometer nach Tulln zu bestreiten. Endlich da!

In Tulln angekommen (Hierzu ein wenig Lokalkolorit für die des Österreichischen unkundigen Leserinnen und Leser: Am Eurovelo 6, das ist der Radweg, der an Tulln vorbeiführt, bedeutet „in Tulln ankommen“, dass man im Schatten der großen Donaubrücke steht; nicht mehr und nicht weniger.) – also in Tulln angekommen fragte ich die versammelte Runde noch einmal zaghaft ob „Zurück über die Berg‘?“, woraufhin eine ausgedehnte Kaffeepause gefordert und eingelegt wurde.

Die Pause war – das unter uns – auch schon nötig, schließlich mussten sich die Augen von der von all den Donausiedlungen und ihrer Radstopp-Schnitzel-und-Gartenzwerg-Mentalität geprägten Distorsion erholen. Wir nahmen im Schanigarten eines Cafés in Zentrumsnähe Platz und ehe ich beschreiben kann, wie umständlich wir die Fahrräder angebunden haben, ist die Kellnerin schon da!

Der Affogato („Wie bitte?“)… der Affogato („Bitte, was ist ein Affogato?“ – „Haben Sie Vanilleeis?“ – „Ja.“ – „Dann machen Sie mir bitte einen Espresso und tun’S eine Kugel von dem Eis dazu!“)… also jetzt wo auch die Kellnerin in Tulln weiß, was ein Affogato ist, kann ich erklären, dass dieser sogar ganz gut war, ebenso wie das Himbeerwasser (hier gab es keine Verständnisprobleme) und der Eiskaffee. Ein bisserl sitzen, ein bisserl reden, ein bisserl WC, dann wieder aufs Radl.

Der Rückweg nach Wien war deutlich anstrengender als der Weg aus Wien heraus. Wir querten die Donaubrücke in Tulln, um die Donau am Nordufer entlang zu fahren. Im Gegensatz zum Radweg am Südufer, wo sich immer wieder bewirtschaftete Pausenstationen befinden und die bewaldete Landschaft den sportlich ambitionierten Radfahrer vor (Gegen-) Wind schützt, ist der Weg am Nordufer kahl und herausfordernd: Keine Jausen- und Pausenstationen, dafür aber Wind, Sonne und viele, viele Radfahrer in Gegenrichtung. Ein klassischer Donauradweg am Treppelpfad halt.

Dass der Rückweg anstrengender war, konnte man auch an der Konversationslust der Mitfahrenden feststellen, die sich allein schon deswegen in Grenzen hielt, weil die Schlangenformation tiefergehenden Gesprächen eher abträglich war. Ich habe einen Vergleich der Konversationsquantitäten vorgenommen und diesen zum leichteren Verständnis in zwei Kreisdiagrammen dargestellt.

Konversationslust Wien-Tulln, Tulln-Wien

Am Rückweg gab es zwei Pausen. Zuerst Apfelessen (Pink Lady-Äpfel sind einfach die besten), dann Trinkpause und jeder ein Viertel Corny-Müsliriegel. Anschließend fuhren wir übers Tuttendörfl auf die Donauinsel, von dort auf die Reichsbrücke, weiter auf der Lasallestraße und deren Verlängerung bis zur Urania zurück. Von dort noch einmal ein kurzes Stück in nördlicher Richtung zur Riva, wo wir die 80 Kilometer lange Strecke mit einer feinen Pizza in einer der besten Pizzerias Wiens feierten: Riva.