Musa Okwonga über das Elite-Internat Eton

Dass mich einmal ein Buch eines ehemaligen Schülers des Elite-Internats Eton interessieren würde – Musa Okwongas Buch „One of them“ ist so eines – ist bemerkenswert. Dass ich bei der Lektüre der Mischung aus Interview mit dem Autor und einer Rezension des Buches in der FAZ ein paar Mal „Oha!“ ausrufen würde, weil ich Dinge in der FAZ niedergeschrieben sah, die ich gerade dort nicht erwartet hätte, nicht minder bemerkenswert.

[Dass] alle, die es nach Eton geschafft haben, dort einzig und allein wegen ihrer persönlichen Leistung wären ist genauso ein Mythos wie die Schule selbst.

„Unheimlich gebildet“, Anna Vollmer/FAZ

Dass mir dann aber, beim Lesen in eben dieser bürgerlich-konservativen Zeitung bewusst werden würde, wie oft sich, gerade in letzter Zeit, „Leistung“ als Ticket für den gesellschaftlichen Aufstieg und wirtschaftlichen Erfolg als Mär entpuppt hat, ist dann doch am bemerkenswertesten. Die Hinweise und Beweisketten für diese Behauptung werden mehr, bestätigen die Sinnlosigkeit der der Leistung gewidmeten Aufopferung ganzer Leben und die wenigen Ausnahmen bestätigen eine Regel: Mit Leistung hat Erfolg kaum etwas zu tun.

Doch was bedeutet das für Verhaltenskodices und soziale Konventionen, die sich aus der Anerkennung von Leistung nähren? Wie sieht es mit Respekt aus, mit der Vorbildfunktion, mit dem Gehorsam und der in einigen Gebieten geforderten Unterwürfigkeit, wenn klar wird, dass das Substrat ihrer Rechtfertigung, die Leistung, gar nicht existiert und das Glück eines Erbes oder ein anderer Zufall, also das exakte Gegenteil von Leistung, für den Erfolg und den Status der Respekt, Anerkennung, Gehorsam oder Unterwürfigkeit fordernden Person verantwortlich ist? Status? Kann man das überhaupt in Frage stellen? Ja, aber nur, wenn man sich als Teil der Gesellschaft und ihren Regeln verpflichtet sieht. In Eton sieht es aber anders aus, denn für die Schüler dort spielen „soziale Konventionen […] keine Rolle, weil sie sich außerhalb des sozialen Gefüges bewegen.“

Selten hat mich die Rezension eines Buches einen so problematischen Aspekt unseres gegenwärtigen, gesellschaftlichen Lebens sehen lassen, wie Anna Vollmers „Unheimlich gebildet“ in der FAZ.