Privatheit ad absurdum geführt

Die Facebook-Suchmaschine Graph Search führt Privatheit ad absurdum; damit können nämlich die selbst vorgenommenen Datenschutzeinstellungen auch, wenn sie noch so rigide sind, durch die Aktionen und Postings von Anderen unterwandert werden.

So können wir umgehend den Namen des Kollegen mit den rigiden Privatsphären-Einstellungen in das nun größere weiße Suchfenster eingeben und etwa nach allen Fotos suchen, auf denen er zu sehen ist. Der Betroffene ist doch recht verblüfft darüber, was Graph Search so alles findet. Selbst wenn wir nicht mit ihm befreundet sind, werden Fotos von ihm angezeigt – nämlich solche, die Freunde von ihm auf Facebook gestellt und mit seinem Namen verbunden haben („tagged“) und die zudem öffentlich sichtbar sind. Seine eigenen Einstellungen sind da wirkungslos. Und weil Facebook einen Nutzer früher nicht informiert hat, wenn er auf Fotos markiert wurde, kann das jedem passieren.

Ähnlich unerwartet tauchen auch Beiträge auf, die der Kollege vor Jahren selbst öffentlich gepostet und in der Zwischenzeit einfach vergessen hat. Dass da Altlasten schlummern, dürfte den wenigsten bewusst sein, denn bisher mussten Nutzer mitunter sehr, sehr lange auf der Chronik nach unten scrollen, um solche „Jugendsünden“ auszugraben. Noch unsichtbarer waren Kommentare. Ein flapsiger Spruch zu einem Foto oder ein flüchtiger Flirt-Dialog unter einem verlinkten Artikel – so etwas war bisher schon nach wenigen Wochen unter unzähligen Schichten neuer Kommentare, Postings und Fotos verborgen.

Hier bitte, Facebook, nimm meine Tagebücher, lege sie für alle offen und mach viel Geld damit. Ich gönne es dir, nimm mich aus, lass mich dir dienen. Mindset of a Facebook-User?