Aber nicht China selbst…

Der Flug dauerte unangenehm lange: Wien-Frankfurt, vier Stunden Wartezeit (wieviel Kaffee kann ein Mensch eigentlich trinken?), Frankfurt-Shanghai in einem nicht voll besetzten Flugzeug (ergo freundliche Stewardessen), Ankunft in Shanghai ohne Schwierigkeiten mit dem Gepäck, problemloser Empfang durch die Universitätsbelegschaft, Bustransfer nach Shaoxing (dreieinhalb müde Stunden und viel Hupen!), dann ein noch nie gesehenes solches: neue Gebäude überall, zusätzlich zur westlichen KFC-Präsenz des letzten Jahres haben sich ein McDonald’s, ein Pizza-Hut und Unmengen an mariahilferstraßetypischen Shops hier angesiedelt. Außerdem angesiedelt wurden gleich neben dem Expert Building eine Baustelle (wie schon im letzten Jahr, nur dass diesmal die zwei Studentenheime fast fertig sind) und eine Arbeiterbaracke.

Einiges hat sich verändert, so kann man beispielsweise jetzt bei fast jedem Bankomaten mit fast jeder Karte Geld abheben. Sogar der Bankomat der Bank of China, der gleich neben dem Haupteingang zur Uni angesiedelt ist, versteht sich mit Bankomatkarten, Visa, MasterCard, American Express und sonstigen gängigen Kreditkarten. Die Öffnungszeiten des Hotels entbehren – wie auch schon früher – jeder Vernunft und dieses Mal gibt’s sogar noch ein wenig mehr: chinesische Studenten als Sprechpartner wurden allen (1:1!) per Liste zugeteilt und weichen fast nicht von der Stelle. Auf der einen Seite hat das einen riesengroßen Vorteil, denn es gibt keinerlei Fragen, die nicht sofort beantwortet werden, egal, ob sie sprachlicher, organisatorischer oder lokaler Natur sind, andererseits den Nachteil, dass bereits jetzt schon der Wunsch nach zumindest ein bisschen Privatsphäre bei den Studenten auftaucht. Ich habe die Lösung dieses Problems in meiner verantwortungsvollen Rolle bereits in Angriff genommen und es fehlt nur mehr die bestätigte Antwort der chinesischen Fraktion.

Hier hat sich viel geändert. Nicht nur der shaoxingsche Lokalkolorit muss neu geschrieben werden, auch die Art und Weise wie mit den Studenten umgegangen wird, ist neu. Vieles hat sich hier in Shaoxing respektive China gewandelt und viel Altes musste Neuem weichen, doch noch ist dieses Land als China zu erkennen; vieles hat sich in China geändert, aber nicht China selbst…

Nachtrag

Ich war gestern noch unterwegs auf der lokalen „Strandpromenade“ (das ist sowas wie die Donauinsel in Wien in chinesischer Abwandlung in Shaoxing) – auch hier hat sich viel verändert: Ein McDonald’s und ein KFC haben gerade Eröffnungsfeier gehabt, die Stadt ist um sieben Blöcke ins Hinterland gewachsen und um 23:00 Uhr kann man bei den Textilindustriearbeiterinnen vorbeischauen und ein „Ni hao“ loswerden…