Ankunft in Lanting

Ich bin heute mit einem Trupp von Kollegen der Shaoxing Summer School in Lanting angekommen und bin somit wieder in China. Der neue Prestigecampus in Lanting, den wir „austesten“ sollen, ist definitiv zu einem einzigen Zweck aufgebaut worden: um zu lernen und zu studieren. Sowas wie Studentenleben kann es hier einfach nicht geben, weil man auf einer Insel des Wissens hockt, die von der Außenwelt abgetrennt ist. (Google Maps beweisen das!) Das heißt also: kein Kontakt zur Außenwelt (außer durch das in jedem Zimmer vorhandene Internet), kein Einkaufen (das nächste Geschäft ist in Shaoxing, etwa 15 Kilometer vom Campus entfernt), kein Nachtleben (denn der Campus sperrt um 23:00 Uhr seine Tore) und keinerlei geplante oder geförderte Kontakte der Studenten untereinander durch das totale Fehlen von Räumlichkeiten, die sozialen Kontakten förderlich sein könnten. Es gibt zwar einen behelfsmäßig eingerichteten Tischtennisraum (an der Tür stand „Konferenzraum 3“ und die an den Rändern des Raumes aufgetürmten Büromöbel bewiesen das), einen behelfsmäßig eingerichteten Festsaal (an der Tür stand „Konferenzsaal 1“ und die Mikrofonsammlung galt Sprechern) und eine Mensa (mehr eine Art Restaurant), in der die Tische in einzelnen Räumen standen und nur durch das Öffnen der Zwischenwände (aus Stoff, Vorhängen ähnlich), wurde ein großer Raum geschaffen. Kurzum: Wer dahin will und willens ist, in Sozialaskese zu studieren, der wird ein Paradies vorfinden. Wer hin und wieder das Bedürfnis nach aktivem Sprechen hat, möge den Campus mit Vorsicht genießen. Der Ort, der geographische, ist allerdings fantastisch gewählt: die Natur hält, was der Campusfolder verspricht!

In die näheste Stadt – Shaoxing – kommt man mit dem Bus in etwa einer halben Stunde, zu Fuß geht’s auch, da dauert es allerdings knappe drei Stunden.