Es gibt die klassische Mokka-Schraubkanne, die Bialetti-Brikka, mit der man etwas mehr Druck erzeugen kann und Antonio Bacchis Espressomaschine, die Bacchi. Das Gerät ist keine „Maschine“ im herkömmlichen Sinn, viel mehr erinnert es an eine weiterentwickelte Mokka-Schraubkanne. Das Prinzip ist allerdings nahezu dasselbe, der Unterschied liegt im Druck, den die Bacchi aufbauen kann: 9 Bar – das reicht für einen cremigen, feinen Espresso. In Reviews wird die Bacchi oft als die günstigste Kaffeemaschine, mit der man besten Kaffee herstellen kann, genannt.
Ich koche seit mehreren Jahren Kaffee mit meiner Bacchi. Da ich erst durch mühevolle Versuch-und-Irrtum-Reihen draufgekommen bin, wie man mit der „Maschine“ superfeine Espressi zubereitet, hier ein paar Tipps.
Wassermenge
Die Wassermenge ist für die Bacchi ein entscheidendes Kriterium. Zu wenig, und der untere Kessel produziert nicht genügend Druck. Zu viel und es dampft, zischt und führt zum Abbruch des Vorhabens (morgendlicher) Kaffee.
Für den unteren (den Druck-) Kessel gilt: 30ml. Und zwar sehr genau! Leider ist die Markierung an der Bacchi selbst ganz schlecht zu erkennen. Gut, dass praktisch jeder Hustensaft aus der Apotheke einen 30ml-Messbecher beigelegt hat, den man später fürs Messen der Wassermenge verwenden kann.
Den oberen Kessel muss man vollfüllen. Egal, ob der Kaffee eine doppelter oder ein einfacher Espresso werden soll. Vollfüllen!
Mahlgrad und Kaffeemenge
Ich gehöre nicht zu denjenigen, die den gemahlenen Kaffee abwiegen und hier einen Gramm-Wert veröffentlichen. Dafür sind die Schwankungen zu groß. Mit meiner Vario Home mahle ich den Kaffee eine Markierung unter „ganz fein“ und fülle soviel ins Sieb, dass es mit leichtem Andrücken gut gefüllt ist. (16 Gramm, das nur nebenbei, werden empfohlen – bei mir schwankt die Menge, vor allem nach oben hin.)
Es gibt aber einen Indikator, ob der Kaffee genügend fein gemahlt wurde (siehe Punkt 4).
Schraubdruck
Druckkessel, Wassertank und Kaffeesiebe werden übereinandergestapelt und mit einer großen Schraube festgemacht. Fest anschrauben! ist das Geheimnis.
Wärmezufuhr in den ersten 6-7 Minuten
Die Bacchi benötigt 6-7 Minuten, um 9 Bar Druck aufzubauen und die beiden Wasserkessel genügend erhitzt zu haben. Danach beginnt sie zu pfeifen wie ein Teekessel. Je mehr Druck im unteren Kessel vorhanden ist, desto „aggressiver“ klingt der Pfeifton. Er sollte, das kann ich nun nach zwei Jahren Bacchi sagen, ziemlich aggressiv klingen.
In den ersten 6 Minuten ist es entscheidend, dass die Bacchi regelmäßig von hoher Hitze erwärmt wird. Ein Cerankochfeld mit Schutzschalter ist überhaut nicht geeignet, ein Gasherd optimal. Ich habe das Glück, auf meinem Ceranfeld eine Schnellkochfunktion zu haben, mit der ich 6-7 Minuten lang hohe Hitze erzeugen kann.
Regelmäßigkeit (also kein Abschalten der Herdplatte dazwischen) und starke Hitze sind für die Bacchi ein Musskriterium! Wer also einen Elektroherd ohne zumindest eine starke Herdplatte hat, kann mit der Bacchi keinen guten Kaffee herstellen.
Wärmezufuhr und Öffnen des Ventils nach 6-7 Minuten
Sobald der Druck im unteren Tank 9 Bar erreicht hat, ertönt ein Pfeifton. Wenn dieser zu einem lauten Zischen geworden ist, ist die Bacchi bereit. Ohne die Wärmezufuhr zu unterbrechen (!) öffnen wir nun das Ventil an der Vorderseite der Maschine ein wenig.
Der Druck-Kessel schiebt nun den Kolben nach oben. Aus dem oberen Kessel wird Wasser durch das Kaffeemehl gepresst. Aus den beiden Füllstutzen der Bacchi läuft heißer, cremiger Espresso.
Sobald der Boden der Tasse mit Espresso gefüllt ist – aber erst dann! -, dreht man das Ventil auf (meistens reicht eine halbe Umdrehung) und lässt den Kaffee ausfließen. Die ganze Zeit über bleibt die Bacchi auf der Wärmequelle stehen! Man kann sie ein wenig hinunterdrehen (zB von Schnellkochfunktion auf die höchste Regulärstufe)…
Nebenbei: Wenn sich die Fließgeschwindigkeit zwischen Ventil-ein-wenig-geöffnet und Ventil-ganz-geöffnet stark erhöht, dann ist der Kaffee zu grob gemahlen.
Sicherheit beachten!
Die Bacchi arbeitet mit sehr hohem Druck und benötigt Aufsicht. Vor allem, wenn die Schnellkochfunktion genutzt und hohe Temperaturen erzeugt werden, ist es schlichtweg verantwortungslos, nicht auf die Maschine zu achten. Wenn es zu sehr pfeift, abdrehen! Wenn irgendwo Wasser ausdringt, abdrehen! Wenn irgendetwas vom im Video gezeichten Prozedere abweicht, abdrehen!
und ist Dir schon ein perfekter Kaffee gelungen? Ich bin zur Zeit am Überlegen mir auch die Bacchi zu zulegen. Kannst Du sie mir empfehlen?
Auf beide Fragen: Nein, noch nicht! (Obwohl ich mittlerweile einige Fanatiker hier in Wien kenne, die auch aus der Bacchi Kaffees herausholen, die einem Top-Siebträger sehr, sehr nahe kommen.)
Sobald ich damit einen perfekten Espresso gemacht habe, melde ich dir das hier – und wahrscheinlich wird’s mich so freuen, dass ich dem einen eigenen Eintrag widme! ;-)