COVID-19, Tag 737: Quarantäne, Tag 7

Samstag, 19. März 2022, Tag 737 der Corona-Pandemie und Tag 7 meiner Quarantäne. Mir geht es soweit gut, der Husten hat sich auf ein paar vereinzelte Huster am Tag reduziert und ich merke an der Präsenz des Gefühls von Langeweile, wie sehr es mir fehlt, hinaus zu gehen und dieses Prachtwetter zu genießen. Draußen scheint die Sonne, aber nicht nur ich, sondern auch sehr, sehr viele andere hier in Österreich sitzen daheim in Quarantäne und ärgern sich über ihr Schicksal.

Wobei… „Schicksal“? Kann man tatsächlich noch von einem schicksalshaften, also mehr oder weniger zufälligen Moment sprechen, wenn die Wahrscheinlichkeit, unbeschadet und ohne Infektion davon zu kommen durch politische Entscheidungen dermaßen stark gemindert wurde? Oder ist es nun schon mehr als gerechtfertigt, mit dem Finger auf die Entscheidungsträger zu zeigen?

Klar kann ich mich immer mehr und mehr einbunkern und von FFP-2- auf FFP-3-Masken aufrüsten. Klar kann ich meine Wohnung, mein Haus, mein Grundstück nicht mehr verlassen und mich so selbst schützen. Das sind aber alles Maßnahmen, so sehe ich das zumindest, die den Zeitpunkt der Infektion nur um ein paar Wochen, bestenfalls Monate nach hinten verschieben. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass man einer Infektion so oder so nicht auskommen wird. Und all die Annahmen und Berechnungen, die mir Corona-Prepper am Telefon mitteilen, berücksichtigen erstaunlich selten den abnehmenden Immunisierungsgrad innerhalb der Geimpften und Genesenen, sowie die ja doch noch auftretenden Virusmutationen. In anderen Worten: Einzelkämpfer mögen eine Zeit lang gut dastehen, aber früher oder später erwischt es auch sie.

Und es gibt noch einen anderen Aspekt, den man nicht unterschätzen darf. Wir haben nun März 2022 und sind seit mehr als 2 Jahren – der ersten Ankündigungen zum Thema Coronavirus habe ich hier am 13.03.2020 (ein Freitag!) notiert – in einem Dauerspannungszustand mit tiefgehenden Auswirkungen. Eben auch sozialer Natur. Menschen, die sich seit zwei Jahren kontinuierlich in Selbstisolation halten und die Anzahl der Kontakte auf ein Minimum reduziert haben, sind andere geworden. Ich telefoniere fast regelmäßig mit einigen von ihnen und muss leider feststellen, dass sie sich mittlerweile sehr verändert haben. Ich merke, dass die Auseinandersetzung und Konfrontation mit von eigenen Überzeugungen abweichenden Gedanken inexistent geworden ist und ihr Denken somit ohne Herausforderung und ohne sprichwörtlichen Hecht im Karpfenteich träge geworden ist. Sie tun mir wirklich leid, denn ich glaube nicht, dass 2 Jahre kontinuierlicher Absonderung nicht auch noch andere Schäden mit sich bringen, die sich ein Leben lang auf diese teilweise noch sehr jungen Menschen auswirken wird. Das wohl traurigste Schicksal ist eine Person, die 2019 nach langen und entbehrungsreichen Jahren einen finanziellen Status erreicht hat, der das Gründen einer Familie ermöglicht hätte, was aufgrund des ersten Lockdowns und in weiterer Folge aus einer hieraus resultierenden Angst vor Infektion immer und immer wieder verschoben wurde, bis vor wenigen Wochen ein sich in der Zeit herangebildetes, medizinisches Problem nun dazu führt, dass die Familiengründung nie wieder im Leben ein Thema sein wird können.

Zwei Jahre sind eine lange Zeit.

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