Dienstag, 22. März 2022, Tag 740 der Corona-Pandemie und Tag 10 meiner Quarantäne. Heute ist der letzte Tag, an dem ich in Heimquarantäne bin. Tatsächlich zum ersten Mal in dieser nun schon 740 Tage dauernden Pandemie habe ich erfahren, wie es ist, den eigenen, geografischen Lebensraum auf einen Bruchteil, nämlich die eigenen vier Wände, reduziert zu haben. Ich rationalisiere das und sehe das große Ganze dahinter – vermeide die Infektion Anderer! -, aber ich verstehe, wieso Geister, die dieser Rationalisierung weniger fähig sind, eine Quarantäne als Freiheitsberaubung interpretieren.
Einen eigenartigen Effekt habe ich aber dann doch erlebt. Schnell, viel zu schnell, gewöhnt man sich an diese örtliche (geografische?) Einschränkung. Alles wird gemütlich, man hat so viel Zeit, man muss sich nicht um Andere kümmern. Alles dreht sich um einen selbst, hier ist die Welt, die ich mir gemacht habe, wie sie mir gefällt. – Ein in meinen Augen gefährlicher Zustand, der, wenn nicht herausgefordert, schnell in eine sicherlich nur schwer umkehrbare Abwärtsspirale der Isolation führen kann. Kommt dann noch exzessiver Social Media-Konsum dazu, ist man diesem Kanal gänzlich ausgeliefert und die Realitäten verändern sich. Unschön.