Das Maß aller Dinge

Die eigene Meinung, sofern überhaupt existent, bildet sich, so sehe ich das, aus einem gewissen Maß an Vorurteil, Erfahrung und Aktion. Vorurteile sind sowieso andauernd vorhanden, da braucht man nicht lange zu erklären, Erfahrungen mit dem Objekt muss man erst machen (und da gibt es bereits die ersten Probleme) und eine Prüfung der Meinung durch Aktion gehört eigentlich ganz selbstverständlich auch dazu.

Die eigene Meinung, stets im Denken einiger meiner werten Mitmenschen als Maß aller Dinge dogmatisch vorgeschoben, wird – so selbige – durch den Diskurs gebildet. Diskussionen über das Objekt das Aussage mit Unbeteiligten (mit ebenso eigener Meinung) ergeben die eigene Meinung. Vielleicht. Vorurteile, ja die spielen immer eine Rolle, aber man muss sie ja nicht hinterfragen, denn dahinter steckt immer was; und außerdem kann man die ja eh nie ausschließen. Und wozu überhaupt die eigene Meinung hinterfragen – schließlich ist sie ja Resultat meines gedanklichen Prozesses.

In Anlehnung an ein Zitat von George Bernard Shaw sei gesagt: Der einzige Mensch, der sich vernünftig benimmt, ist mein Schneider. Er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich trifft, während alle anderen immer die alten Maßstäbe anlegen in der Meinung, sie paßten auch heute noch.