Die beste Szene aus Miami Vice

Die eindeutig beste Szene aus Michael Manns Miami Vice mit Colin Farrell und Gong Li in einer der Chronologie geschuldeten Zeitreise in meinem Blog.
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Dieser Beitrag ist eine Zeitreise. Universal hat diesen Clip am 31. Juli 2021 anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Kinostarts von Michael Manns Miami Vice auf YouTube hochgeladen, davor wurde der Clip aber schon hunderttausende Male auf anderen YouTube-Kanälen angesehen. Denn ja, diese zwei direkt ineinander übergehenden, in Bild, Ton und Musik fein komponierten Szenen – die Fahrt mit dem High Speed-Boot (Motorengeräusche, die nach Leistung schreien, unterlegt mit „One of these Mornings“ von Moby und Patti LaBelle) und, gleich im Anschluss, die Tanzszene in Havanna (der Salsa ist übrigens „Arranca“ von Manzanita) – sind auch mir gut in Erinnerung geblieben. Wahrscheinlich, weil sie ein sehr wohltuendes Aufatmen im sonst recht düsteren und häufig bei Nacht oder in abgedunkelten Räumen gedrehten Film bieten. Aber was weiß ich, das kann ich jetzt, mehr als 15 Jahre später, nicht mehr ausmachen.

Was ich aber tun kann, ist, den Beitrag ziemlich genau in die Chronologie der Ereignisse einzuordnen, denn ich kann mich sehr genau daran erinnern, den Film ein oder zwei Tage nach meiner Rückkunft aus Schanghai im Kino – es war das Cineplexx am Wienerberg, dort der Prämierensaal – gesehen zu haben. Zurück kam ich am Freitag, die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film dann am Sonntag gesehen habe, ist, ich darf die juristische Formulierung nutzen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gegeben.

Warum ich das alles am 12. Februar 2023 rückwirkend poste? Weil mir ein Puzzlestein in der doch recht dichten Chronologie der Ereignisse gefehlt hat und ich es nie versäumt habe, die beiden Szenen, so sie mir unerwartet (zB beim Zappen) untergekommen sind, in den letzten 16 Jahren immer und immer wieder anzusehen. Ich weiß nicht, wie es euch, lieber Leser:innen geht, aber ich habe bemerkt, dass die Zahl der Musikstücke, die ich gehört habe und gerne wieder höre, und Szenen, die ich aus Filmen kenne und gerne wieder sehe, mit dem Älterwerden zunimmt, während das Gieren nach Neuem von der Enttäuschung über die veränderte (Medien-) Welt weniger und weniger wird. Vielleicht ist es dieses Gefühl, das mich diverse Streaming-Kanäle quasi on-demand abonnieren (und auch wieder abbestellen) lässt (übrigens auch das eine Zeitreise, denn zum von mir für diesen Artikel gewählten Veröffentlichungszeitpunkt gab es noch keine Streaming-Dienste). Sehe ich Bekanntes oder Ähnliches, sehe ich es mir an, bin ich mit für mich Unverständlichem oder nicht Nachvollziehbarem konfrontiert, lehne ich es häufig ab. Besonders dann, wenn die Ähnlichkeit mit Bekanntem eine Reise durch das Uncanny Valley ist.

Als ich vor 16 Jahren aus Schanghai zurückkam – korrekt in die Chronologie eingeordnet: als ich vorgestern zurückkam – hatte ich in den letzten 9 Monaten ein emotionales und auf die Geschehnisse bezogenes Auf und Ab der Extraklasse hinter mir: Mehrere Reisen, unterschiedliche Menschen, verschiedene Beziehungen, teilweise völlig gegensätzliche Tätigkeiten… Was für ein Jahr bisher. Es hat Spuren hinterlassen und ich kann mich erinnern, dass dieses Chaos eines jungen Lebens, das mich die einfache und klare Szene in Michael Manns Miami Vice als so einprägsam wahrnehmen ließ, einer der ersten Schritte war, die Resultate meiner während langer Zeiten getätigten Reflexionen in Handlungen umzusetzen. Ich denke, dass dieser Zeitpunkt, der 24. September 2006 also, der Moment hätte sein müssen, verschiedene Konsequenzen zu ziehen und Weichen zu stellen, um sich nachher, viele Jahre später, eine Menge zu ersparen. Auf der anderen Seite vielleicht auch nicht, denn jetzt im Nachhinein solche Behauptungen aufzustellen, basiert ja auch auf einer Interpretation einer wahrscheinlich trügerischen Emotion, die aus der Erinnerung hervorgerufen wird.

Ich weiß es nicht. Aber das spielt vielleicht jetzt, so viele Jahre später, auch keine Rolle mehr.