Heute wurde ich doch tatsächlich mit der Aufgabe betraut, E-Mailadressen zu interpretieren. Anfangs war mir das ein wenig suspekt, doch erst mit der Zeit wurde mir klar, wie interessant sowas sein kann, wenn man einmal mit Pseudonymen oder gar komplett falschen Identitäten konfrontiert wird! Was sagt so ein Benutzername, so eine E-Mailadresse über den Menschen aus, der sie verwendet? Was macht eine Person aus, die sich „husarahot“ oder „richterdi“ nennt oder was steckt hinter einem „Scotty“, der eigentlich gar kein Scotty ist? Wodurch unterscheiden sich GMX-User von Gmail-Jüngern oder von Menschen mit Provideradressen? Hotmail? Wer verwendet das noch? Was sind das für Leute, die sich „magdalena2000“ nennen und wie denken sie über die Dinge? Worin findet sich die Individualität eines „wooolf“, dessen Vokaltrias der eines „saschaaa“ oder eines „michaeeel“ ähnelt? Warum nennt sich einer „archaeologist“ und warum gibt einer nur den ersten Buchstaben seines Vornamens in die E-Mailadresse und andere schreiben ihren Namen sogar mit akademischen Graden auf? Was spiegelt sich wider im Benutzernamen „karin_in_shanghai“ und muss ich bei „leichenlager666“ nicht eigentlich gleich die Polizei rufen? „Hubsimail“ oder „www.piano.at“ als Teil vor dem Klammeraffen sind sowieso kriminell. „Valdemossa“ oder „Friiedriich“ hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack, „zetsuai“ einen fischigen. Es ist nicht uninteressant (ganz im Gegenteil, manchmal sogar äußerst unterhaltsam), wenn man das Adressbuch öffnet und sich ansieht, was da so alles drin steht!