Ende-zu-Ende Verschlüsselung infrage gestellt

Kaum ein Anlass wird ausgelassen, um sichere Verschlüsselung auszuhebeln. Diesmal ist es der Anschlag in Wien.

Jetzt geht das wieder los.

Der Terroranschlag in Wien wird im EU-Ministerrat dazu benützt, um ein Verbot sicherer Verschlüsselung für Services wie WhatsApp, Signal und viele andere im Schnellsiedeverfahren durchzusetzen. Das geht aus einem mit 6. November datierten internen Dokument der deutschen Ratspräsidentschaft an die Delegationen der Mitgliedsstaaten im Rat hervor, das ORF.at vorliegt.

Auf den Terroranschlag folgt EU-Verschlüsselungsverbot, Erich Moechel (FM4)

Wie lange, wie oft und wie eindringlich muss man den Damen und Herren mitteilen, dass sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung das Rückgrat der Digitalwirtschaft ist? Wie oft muss man ihnen klar machen, dass der herangezogene Anlassfall – die Ausforschung von Terroristen – mit so einer Aktion ohnehin nicht ermöglicht wird und am Ende Wirtschaft und Gesellschaft, kaum aber Kriminelle darunter leiden? (Mal ganz abgesehen davon, dass mehr Daten, Österreich hat es glorreich bewiesen, ohnehin nicht wirklich etwas bringen.)

Der Chaos Computer Club hat schön zusammengefasst, warum das Zerstören von Verschlüsselung keine gute Idee ist:

Verschlüsselung kann nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Entweder ist sie sicher oder sie ist es nicht. Man kann Verschlüsselung nicht so schwächen, dass die Schwächen nur durch Strafverfolgungsbehörden ausgenutzt werden können. Wohl aber können versierte Nutzer auf kaputte Kryptographie verzichten. Im Ergebnis hätten nur noch Kriminelle wahren Schutz.

Nächste Schlacht in den CryptoWars: EU-Ministerrat plant Anschlag auf Verschlüsselung, erdgeist (CCC)

Der Absatz des CCC endet mit einem Zitat von Phil Zimmermann, dem Entwickler von PGP, der schon mit den Versuchen, Verschlüsselung zu verbieten, bereits in den 1990ern zu kämpfen hatte:

If we want to resist this unsettling trend in the government to outlaw cryptography, one measure we can apply is to use cryptography as much as we can now while it’s still legal. When use of strong cryptography becomes popular, it’s harder for the government to criminalize it. Therefore, using PGP is good for preserving democracy. If privacy is outlawed, only outlaws will have privacy.

Why I wrote PGP, Phil Zimmermann

Ich komme mir in die Zeiten der CryptoParties zurückversetzt vor und denke mir: Nicht schon wieder diese Diskussion.