Ich habe mich schon des öfteren gefragt, warum denn das so sei, nämlich, dass ich manchmal in der Früh aufwache und Lust habe Dinge zu essen, vor denen mich normalerweise graust. Es geht jetzt nicht darum, welche Dinge ich in der Früh esse, sondern überhaupt. (Das muss hier erwähnt werden, denn es gibt Menschen, die behaupten, dass ein klassisches Frühstück nicht auswechselbar sei gegen Speisen, die normalerweise in unserem Kulturkreis eher einem Mittagessen zuzuordnen wären.)
Nehmen wir beispielsweise die Grauslichkeit par excellence her: Fleischbällchen von Ikea. Farblose, matschige, pürierte Fleischkatschklumpen, die genauso ekelhaft schmecken, wie ihr Name schon klingt: Fleisch-Bällchen. Die Sauce, die der motivierte Ikea-Koch da drauf tut, hat den geschmacklichen Charme von Leim und lediglich die Pommes Frites sind einigermaßen essbar. Zu Ikea Fleischbällchen, wie schon Ronny H auf flickr kommentiert hat, gibt es nur eines zu sagen:
Everything on this plate looks like it came boxed and frozen. Disgustingly vulgar porn! nice work!
Doch nun weiter.
Ich mag Würstl nicht. Da können sie noch so fein sein, noch so raffiniert gewürzt und mit was-weiß-ich-was verfeinert: ich mag sie nicht. Einen Hot Dog ab und an lasse ich mir einreden, dann liegt aber der Genuss mehr im Ganzen, also der überlaufenden Präsenz an Ketchup und Senf und dem im Verhältnis überdimensionierten Brot, in welchem dann das Würstl steckt. Das war’s dann aber auch schon. Ach ja, wenn es irgendwo ein gutes Gulasch gibt, dann lasse ich mir ein Würstl auch noch einreden, aber dann war es das auch schon wirklich. Und dann geschieht sowas: Ich bin in Haikou unterwegs und alle, wirklich alle essen diese Würstl am Spieß. Jetzt ist es nicht gerade weise, sich in China an die selbsterstellte Regel zu halten, dass alles, was viele essen, auch gut ist. Trotzdem bin ich zum hiesigen Verkäufer gegangen, habe mich nach dem Preis erkundigt (1 RMB) und so ein Ding bestellt. Das Würstl wird ein wenig angebraten, danach mit irgendeinem Fett/Öl/keine Ahnung eingeschmiert, danach mit Chillipulver oder ähnlichem Zeug bestäubt, danach mit Sesam verziert. Und es schmeckt eigenartig, aber gut. Es ist in etwa so, wie wenn man in einen Marshmellow beißt, der in Aussehen und Geschmack einer Wurst ähnelt. Aber diese Gewürzmischung macht es dann aus. Und dass mir jetzt keiner eine Currywurst einredet!
Ja, und nun der letzte Kandidat, der mich ob meiner lebensmitteltechnisch nicht vorhandenen Bildung einige Überwindung gekostet hat: 甘蔗 (Ganzhe), aka der Baum. Dieser Baum wird in Haikou praktisch überall verkauft und nicht wenige Einwohner der Stadt sieht man an diesen Ästen kauend in der Gegend herumrennen. In Österreich wäre sowas bestimmt verboten, allein schon aufgrund der potentiellen Gefahr, die von so einem Trumm ausgeht (immerhin ist so ein Ast ja mit seinen fünf bis zehn Zentimetern Durchmesser bestimmt schon eine Waffe!). Totschlag oder so, man weiß ja nie. Jedenfalls habe ich mir so einen Ast gekauft (wieder 1 RMB) und daran herumgekiefelt bzw. gezuzelt, denn: Man kann zwar in den Ast beißen, das Geschmackliche ist jedoch in Form einer süßen Flüssigkeit darin enthalten, die man heraussaugen muss. Aufgrund der Süße dieses Saftes hatte ich die Vermutung, die sich später dann auch in Gewissheit gewandelt hat, nämlich, dass ich hier gerade an einem Zuckerrohr nagte. Gut war’s, hiermit Ende.