Am Samstag, 25.2.2017, fand ein Flickrtreffen am Gelände des ehemaligen Südbahnhofs – nunmehr der Hauptbahnhof – mit anschließender Fototour durchs Sonnwendviertel statt. Flickrtreffen, das muss man vielleicht für diejenigen, denen „Flickr“ nichts sagt, kurz erklären: Menschen, die gerne fotografieren und ihre Fotos auf der Fotoplattform „Flickr“ teilen, treffen sich, spazieren herum, machen Fotos, unterhalten sich miteinander, diskutieren über die Fotografie im Allgemeinen und über Flickr im Besonderen. Bei unserem Treffen am Samstag war auch viel Wehmut über vergangene Zeiten dabei. Zumindest bei mir.
Für mich hatte Flickr seine Hochphase zwischen 2006 und 2010. In diesen vier Jahren waren fast alle meine Freunde auf der Fotoplattform vertreten und wir haben uns in Kommentaren (!) rege (!!) und konstruktiv (!!!) ausgetauscht. Mit dem Aufkommen von Facebook, Instagram und anderen Möglichkeiten, seine Fotos mit anderen zu teilen, hat Flickr enorm an Bedeutung verloren. Ich persönlich glaube ja, dass alle, die Flickr heute noch nutzen, einfach noch nicht herausgefunden haben, wie man seine Fotos herunterladen und sichern kann. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bislang habe ich drei Treffen miterlebt. Das erste Flickrtreffen fand vor elf Jahren im Mai 2006 auf Einladung von Cilest am Wiener Zentralfriedhof statt. Weil es mir in Wien Spaß gemacht hat und eine tolle Gelegenheit war, Menschen kennen zu lernen, habe ich während meines Aufenthalts in China im August 2006 ein Flickrtreffen in Shanghai organisiert. Und weil auch das gut angekommen ist, kaum dass ich in Wien zurück war, gleich im Februar 2007 eines am Südbahnhof. Mit 21 Teilnehmenden war dieses Treffen meines Wissens nach auch das größte, das jemals in der österreichischen Flickr-Community stattgefunden hat. Zum Glück, denn die Bekanntschaften wurden bei einigen zu Freundschaften, die 10 Jahre überdauert haben.
Ich habe mich schon vor einigen Jahren vom aktiven Tun auf Flickr verabschiedet, einige der Teilnehmenden des Südbahnhoftreffens blieben aber weiterhin, wenn auch stark eingeschränkt, aktiv. Da hätte es mich nicht wundern dürfen, dass ich während meiner Flickr-Löschaktion im Forum „Flickrtreffen Wien“ H. KoPPs Aufruf zum „10 years after Südbahnhof„-Treffen entdeckt habe. Und doch: Mit einem Schlag war ich in die Vergangenheit versetzt und markierte mir den Termin im Kalender.
Am Samstag, den 25. Februar 2017, war es dann soweit: Mit vollem Akku fuhr ich zum Hauptbahnhof, suchte nach dem Treffpunkt Markuslöwe und stieß auf eine Gruppe alter Hasen, die nach wie vor – 10 Jahre später – dabei waren und sich offenbar noch immer austauschten. Schön war das, wenngleich die Sinnbildlichkeit des Areals rund um unseren Treffpunkt besser nicht hätte sein können: Betontristesse, kahle Bäume, viel Schatten. Ich habe die Gruppe auf der zum Sonnwendviertel weisenden Südseite des Hauptbahnhofs fotografiert.
Während unserer kurzen Fototour durchs neu errichtete Wohnviertel habe ich mich mit einigen der Teilnehmenden unterhalten. Allen ist klar und bewusst, dass Flickr faktische am Ende ist und alle spüren, dass die Zeiten, in denen man sein Interesse über ein „Like!“ hinaus kommunizieren würde, vorbei waren. Alle, mit denen ich mich unterhalten habe, sahen in Facebook, Instagram, usw. keinen Ersatz für das Galeriesystem, mit dem Flickr aufwarten konnte. Die charmante Schrulligkeit des Dienstes, der Fokus aufs Fotografieren… Diese Qualität, auch wenn sie nicht überragend war, findet man nirgendwo sonst. Allen ging die aktive Community ab, die allgemeine Wehmut war, wenn auch nicht vordergründig, so doch vorhanden. Vielleicht war das ja nur ich, aber im Jahr 2017 einem Flickrtreffen beizuwohnen fühlte sich „outdated“ (kein deutsches Wort wäre hier trefflicher) an. Hat auch was. Muss aber nicht sein.
Aber, und das war ein sehr positiver Aspekt dieses Treffens, das Feuer, sich wieder mehr der Fotografie zu widmen, ist wieder entbrannt. Ich habe in den letzten Jahren (im Vergleich zu denen davor) sehr wenig fotografiert. Ja, mit dem Handy hier und da einen Schnappschuss, aber keinerlei Motivsuche, keine Bildkomposition, kein Spielen mit der Technik, den Einstellungen, den Möglichkeiten durch verschiedene Objektive, usw. – das alles ist mir, ohne dass es mir bewusst war, abgegangen. Schön, dass ich dieses wohlige Gefühl, eine echte Fotokamera in der Hand halten und damit Fotos machen zu können, in den 2-3 Stunden, die wir unterwegs waren, wieder spüren konnte.
Was aus Flickr werden wird, weiß niemand. Ich persönlich habe dem Dienst ohnedies schon den Rücken gekehrt. Was aus der verbliebenen Community werden wird… Vielleicht werden wir es in 10 Jahren sehen. Den Markuslöwen wird es dann sicher noch auf seinem Platz am Hauptbahnhof geben.