James Bond: Skyfall

Was ist nur aus dem Craig-Bond geworden!? Die Hoffnung auf einen frischen, tiefgreifend neu definierten James Bond, wie wir ihn in „Casino Royale“ kennengelernt haben, ist zerstört. Skyfall ist nicht viel mehr, als eine in die Länge gezogene Aneinanderreihung skurriler Handlungsketten, über die wir uns schon in „Ein Quantum Trost“ gewundert haben. Diesmal jedoch dauert das alles noch so schrecklich lange.

Ich wundere mich über viele Kritiken, die „Skyfall“ als den besten Bond aller Zeiten feiern, wo doch so vieles ganz und gar nicht in die Bond-Reihe passt und eine Neudefinition der Hauptrolle – sozusagen als Auffangbecken für die enttäuschten Zuschauerinnen und Zuschauer – nicht erfolgt. Klar, wir können dem Craigbond zusehen, wie er seinen Fitnesstest nicht besteht, wir können ihm zusehen, wie er bei einem psychologischen Assoziationstest auf das Stichwort „Skyfall“ reagiert (die Szene hat Craig ordentlich versemmelt) und wir stellen fest, dass die Konstruktion des James Bond heutzutage etwas fehl am Platz wirkt. Nur: Was bringt’s?

Alles der Reihe nach. Zuerst einmal habe ich nicht und nicht verstanden, wieso der Craigbond an so vielen Stellen im Film einfach nur herumsteht, die Kamera von hinten auf sich zufahren lässt und in die Ferne sieht. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, warum Sam Mendes (der Regisseur) James Bond so dermaßen zu Batman macht. Vor allem gegen Ende des Films wurde mir jedoch während der Szene, in der der Craigbond über den Dächern Londons in die Ferne sieht, klar, dass ich auf diese Frage keine Antwort bekommen werde; ich muss es einfach hinnehmen.

Sieht man sich Skyfall aber unter diesem Gesichtspunkt an (James Bond = Batman), wirkt auch der Oberschurke Silva plötzlich passend und nicht wie ein Fremdkörper im falschen Film. Das erste Treffen zwischen Bond und Silva (Batman und Joker) findet auf einer Insel statt, die lediglich als Hintergrund für ein in sich geschlossenes Industriezentrum dient. Silva treibt seine Psychospielchen mit Bond, wird dann aber gefasst und landet in einem – tadaa! – Plastikkäfig in den Kellern Gothams, äh, Londons. Dort entwischt er, in dem er durch die Kanalisation und den Untergrund flieht und sich unter die Massen mischt. Ahhh…

Doch was folgt? Batman, äh, der Craigbond flieht (?) in sein ehemaliges Waisenhaus (wieviele Batman-Bezüge noch?!), wo er Fallen baut, um dem Gangster begegnen zu können. Das Aufstellen und Errichten dieser Fallen wird im Film über Minuten hinweg zelebriert und erinnert dadurch mehr an eine Doppelfolge MacGyver, denn an eine Multimillionen-Dollar-Produktion aus der Bond-Reihe. Am Ende lässt der Plot die beiden Kontrahenten über eine Eisfläche schlittern und alle sterben in einer nahegelegenen Dorfkirche. Doh…

M, die toughe Lady, ohne die James Bond sich niemals aus der Ära des Kalten Krieges befreien hätte können, muss dran glauben. Sie wird mit einem Charakter ersetzt, der in einer Bezirksposse einen gelangweilten Beamten darstellen könnte. Natürlich nimmt sich der neue M in seiner Rolle wichtig, obwohl den Zuschauern klar ist, dass er eigentlich nie etwas wirklich wichtiges zu tun haben wird, außer den Fall anzukündigen. Schade, dass sich Ralph Fiennes für soetwas hergegeben hat…

Schade auch, dass Naomie Harris (Eve bzw. Moneypenny) und Bérénice Marlohe (Sévérine) gerade in diesem Film mitgespielt haben. (Lediglich Halle Berry toppt das!) Selten, wenn überhaupt, war die Darstellung von Frauen in einem Bond-Film so ekelhaft, wie in Skyfall. Eve bzw. Moneypenny wird als schlagkräftige und engagierte Agentin dargestellt, die sich im Laufe des Films so dermaßen zu ändern scheint, dass es für sie gegen Ende die größte Erfüllung ist, in den Stand einer Sekretärin herabgelassen zu werden. Auch Sévérin, die als Kind von Menschenhändlern gekidnappte junge Frau in Macau, die sich vom Craigbond lediglich Befreiung von ihrem Peiniger, dem Joker, erhofft, darf letztlich Objekt eines Spaßes zwischen Bond und Silva werden, der sie das Leben kostet. Und wenn ich mich recht erinnere, dient auch eine Frau als visueller Aufputz, während Bond sein Heineken schlürft.

Den Twist, den Skyfall gegen Ende nimmt, verkrafte ich allerdings bis heute noch nicht: Ein Bond aus 2012 will hier tatsächlich bei einem Bond aus den 1970er-Jahren anschließen? Ernsthaft? Diese in dem Fall missglückte Kehrtwende des Plots hat mich fast schon an J.J. Abrams ersten Start Trek erinnert (bei dem das aber äußerst gelungen geschehen ist). Dort wird durch eine Zeitreise die Grundlage für eine Neuverfilmung der gesamten Serie gelegt. Was bei Star Trek an sich passt, wirkt bei Bond umso deplatzierter. Schließlich hat Q bis jetzt die Zeitmaschine noch nicht ins Repertoire aufgenommen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

Batmaaaan!