Kein Üben von (Schrift-) Zeichen mehr

Victor Mair berichtet im Language Log über eine chinesische Studentin, die anprangert, dass westliche Studierende das Schreiben chinesischer Schriftzeichen nicht mehr üben. Stattdessen würde das Schreiben nahezu ausschließlich durch Eingabe von Pinyin (der Umschrift ins Lateinische) auf Computern erfolgen.

I told the student that this is indeed a fact of life, and that current teaching methods for Mandarin emphasize pronunciation, grammar, vocabulary, sentence structure, etc., and that handwriting the characters is no longer a priority. Whereas in the past handwriting of the characters used to take up over half of a student’s learning time, now copying characters is reduced to only a small fraction of that.

I further told the anguished student […] that this is not just happening in the West and elsewhere in non-Sinitic / Sinophone cultures around the world, it is happening in Singapore (where students are permitted to write their quizzes and exams on their computers and not by hand) and even in her own country. „Character amnesia“ […] is a reality even for adults who were once more fully literate, but gradually forget how to write many characters because they constantly resort to Pinyin inputting with computers to produce the characters. In other words, they no longer reinforce the strokes of the characters by writing them out by hand.

They’re not learning how to write characters!

Im Artikel geht es dann ein wenig weiter darüber, wie das Schreiben (mit der Hand) primär eine neuromuskuläre Aktivität sei, die durch immer und immer wiederkehrendes Üben erworben würde.

Ich glaube, wir brauchen da gar nicht soweit gehen und können uns gut und gerne auch unsere lateinischen Lettern ansehen. Wie oft schreiben wir noch mit der Hand? Ich muss gestehen: Gäbe es in Lokalen nicht diese COVID-Registrierungsblätter, ich hätte im letzten Jahr nicht ein einziges Mal irgendetwas mit der Hand geschrieben. Müsste ich nicht gelegentlich bei Vorträgen etwas an eine Tafel schreiben, keine Handschrift. Insofern denke ich, dass man es mittlerweile als Normalität ansehen kann, dass die Handschrift etwas ist, dass sich immer und immer mehr ins Metier der Kunst verschiebt, wohingegen die Nutzung von Tastatur und anderen Eingabearten die Regel wird. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mir die Versuche, Texteingabe über einen Stift populär zu machen, immer ein wenig eigenartig erscheinen. Mit der Tastatur bin ich, zum Beispiel, um Welten schneller.

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