Ich musste 3 Bezirke queren und die öffentlichen Verkehrsmittel waren eine nur mühsame Option. Zu kalt fürs Citybike, zu Fuß dauert es zu lange. Also habe ich mich für Bird und Tier angemeldet. (Lime nicht, weil man da seine Telefonnummer hergeben oder sich mit Facebook – LOL – anmelden muss.) Ich habe damit die Welt der E-Scooter in Wien betreten.
Der am nächsten abgestellte Scooter war einer vom US-amerikanischen Anbieter Bird. Die Buchung erfolgt direkt vor Ort, der Startpreis ist 1 Euro. Man fotografiert den QR-Code ab und fährt los. Zwei, drei Mal antreten, dann mit dem Daumen der rechten Hand den Beschleunigungshebel nach unten drücken und das Ding fährt ab. Nach 5 Sekunden Fahrt beherrscht man den Scooter. Mit um die 20 km/h war ich unterwegs und habe mein Ziel in nur 11 Minuten erreicht, wobei ich die meiste Zeit an roten Ampeln vergeudet habe.
Abgestellt habe ich den Bird neben einem Fahrradständer. (So, wie es auch empfohlen wird.) Man beendet die Fahrt über die App, macht ein Foto vom abgestellten Scooter und das war’s. Die verbrauchten Minuten (plus 1 EUR Startpreis) werden sofort von der Kreditkarte abgebucht. Smooth, keine Problem. (Lediglich eine Sache hat mir nicht gefallen: Ich musste bei meiner Fahrt die Mariahilfer Straße passieren. Dabei ist ohne mein Zutun der Scooter langsamer geworden; so langsam, dass ich das Gefühl hatte, irgendwas funktioniere nicht. Später habe ich gesehen, dass ich per Push-Nachricht darüber informiert wurde, eine „slow speed zone“ befahren zu haben. „Your speed has been reduced.“ Das war etwas creepy, aber was habe ich erwartet?)
Den Rückweg habe ich natürlich auch gleich mit einem E-Scooter durchgeführt. Diesmal der deutsche Anbieter Tier. Tier nutzt Scooter mit einem etwas anderen System. Dort gibt es zB keine Bremse, wie man sie vom Fahrrad kennt, sondern einen Hebel, mit dem man bremsen kann. Beschleunigt wird, wie bei Bird, mit einem Hebel am rechten Griff der Lenkstange. Anders als bei Bird bleibt dieser Hebel jedoch in Position und man muss ihn wieder auf die neutrale Position zurückführen, wenn man nicht mehr beschleunigen will; es kann aber auch sein, dass ich ein etwas lädiertes Modell erwischt habe. Tier ist etwas weniger creepy als Bird und fährt auch auf der Mariahilfer Straße ohne künstliche Limitierung.
Für beide Fahrten gilt, dass die Fahrt mit einem E-Scooter (für mich) am ehesten mit dem Radfahren vergleichbar ist: Wo es Radwege gibt, fährt man ausgesprochen gut und ist rasch unterwegs. Wo es keine gibt, ist man selbst Straßenverkehr – allerdings mit Einschränkungen. So kann man zB keine Signale (links/rechts abbiegen) geben, weil man beide Hände auf der Lenkstange halten sollte. Wo die Scooter Fahrräder deutlich übertreffen, ist bei der Wendigkeit, der Geschwindigkeit und bei der Möglichkeit, sie wirklich praktisch überall abstellen zu können.
Hat es mir gefallen? Werde ich wieder damit fahren? Vermutlich ja. Besonders, wenn die Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit einem der anderen Mobilitätsprojekte wie Car- oder Bikesharing sich nicht lohnt. Die Zeitersparnis ist wirklich enorm (es vergeht keine Zeit für die Parkplatzsuche, Staus existieren mit einem E-Scooter nicht), die Kosten sind meines Erachtens nach verhältnismäßig hoch, aber noch im Rahmen (der Herr Imrich sieht das zB genauso), und das Gefühl, ohne Anstrengung Fahrräder zu überholen (zumindest auf gerade Strecke), durchwegs fein. Ich kann wirklich alles, was über E-Scooter gesagt wurde, bestätigen: Zuerst wirken sie peinlich, dann probiert man sie aus, und letztlich nutzt man sie als generisch neue Möglichkeit der Fortbewegung im städtischen Bereich.
Wer sich bei Tier anmelden will, bekommt mit dem Code 15 Minuten Freifahrt: wD9oRk8a. Und für Bird habe ich auch einen Coupon: PEESTC. Viel Spaß!