Weihnachten ist nicht froh, nicht fröhlich und schon gar nicht merry. Weihnachten ist ruhig, besinnlich und still. Weihnachten ist nicht aktiv, nicht der Christbaum, das Schmücken, das Mahl, das SMSen, das Herrichten, das Schenken und Beschenktwerden, der Kirchgang, das Besuchen der Eltern oder das Singen, das Fernsehen oder der einsame Gang zu Bett, Weihnachten ist Einsamkeit, Nachdenklichkeit und Passivität: der nächtliche Spaziergang am Stadtrand, das gemeinsame Essen mit den Seinen, das Lesen eines Buches, die Abgeschiedenheit des Miteinander, die gelebte Passivität der Fremde zu Hause.
Wir haben mittlerweile kein Motiv mehr, normal oder herkömmlich zu sein. Wir brauchen sogar ein Alibi dafür! Im Gedenken an die traditionellen Ursprünge – und damit als Rechtfertigung aus Entstehungsgründen – ist Weihnachten das Feiern des Normalen im Gegensatz zum Beschwerlichen: Endlich einmal nicht früh aufstehen. Endlich einmal gutes und reichhaltiges Essen. Endlich einmal Ruhe und nicht das befehlsartige Brüllen da draußen. Endlich einmal Passivität! Und das ist Weihnachten: Freude im Inneren über die Möglichkeit, auch wieder einmal ein Motiv für Normalität zu haben!