The ones who live. Zum Serienende von The Walking Dead

Ich habe die finale Folge von The Walking Dead gesehen. Und alles, was ich dazu sagen kann, mutiert in einen persönlichen Rückblick über die letzten zwölf Jahre.
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Eine der letzten Szenen aus The Walking Dead

Dieses Ende ist auch mein Ende. Ich habe mir elf Staffeln und 177 Folgen angesehen. Ich habe gewartet, gezittert, gehofft, war entsetzt, erfreut, beglückt, genervt, gelangweilt, schockiert, hoffnungsvoll und zufrieden. Ich habe die Serie unterbrochen, wollte sie, gelangweilt von in ihrer Häufigkeit an Unerträglichkeit kaum zu überbietenden, nicht enden wollenden und (wohl dem zeitweilig stark eingeschränkten Serienbudget geschuldet) unendlich langen Dialogen, auch nicht mehr weitersehen. Dann hier eine Empfehlung, dort ein „Halte durch!“. Ich habe mich aufgerafft und die Serie Abend für Abend angesehen. Zwei oder drei Folgen auf einmal. Mjam hat das Curry geliefert, The Walking Dead die Zombies und die Dramen. Beides hatte Höhen und Tiefen.

Tage, Wochen, Monate habe ich in dieser Welt verbracht. Abend für Abend, Stunde für Stunde den Überlebenden beim Überleben zugesehen. Das ist nun vorbei. Keine Hintergrundgeräusche, kein schwerer Soundtrack mehr. Keine eindeutigen Feinde, keine einfachen Freunden mehr. Kein Eskapismus in diese ach so klare Welt.

Zwölf Jahre hat mich die Serie begleitet. Vor zwölf Jahren war ich ein anderer, mein Leben ein anderes und ich hätte mir nie – niemals! – gedacht dort zu sein, wo ich jetzt bin. Und wo die Anderen sind. Einige Begleiter sind fort, andere können nicht mehr dabei sein, wieder andere gehen ihr eigenes Leben und andere haben ihres verloren.

Ich vermisse das Ungezwungene, das Hoffnungsvolle, das Lebendige. Den Garten und seine Bäume. Die Aufbruchsstimmung beim Rathaus. Die Pizzen. Die Sauberkeit. Den Streit, das Auseinandergehen, das Ende. Den Neuanfang, die Bewegung, die Veränderung. Das Leben. Thailand. Und den Versuch, etwas zu beleben, das schon längst verwest war. Das Lächeln auf den Fotos wurde künstlicher, verkrampfter, gespielter. Die Farben nachgebessert, das Motiv nachträglich ausgewählt, der Rahmen Wochen später gesetzt. Und mittendrin ein violettes Moped. Filterkaffee und indisches Essen. Wohnungswechsel und Umzug. Geburt und Operation. Krankheit. Und Überleben. Neue Freunde, neue Liebschaften, neue Probleme. Das alles… ist Leben.

I think of the dead all the time. And about the living, who I lost. I think about them all. Everyday. Their faces. What I learned from them. How they made me who I am. So much more than all this made me who I am. All of our lives… becoming one life. We’re together. Pieces of a whole. We just keep going for what we gave each other – one unstoppable life. You’ve shown me that. You gave me that.

Rick Grimes, The Walking Dead

Ein unaufhaltsames Leben, was für eine Wortwahl! Die Serie nennt uns the ones who live. Doch wenn ich mich so umsehe, wenn ich merke, in welchen immer und immer währenden Kreisen wir uns drehen ohne dabei zu bemerken, wie der Fluss des Lebens an uns vorbeifließt, frage ich mich schon, was es ist, dieses… Leben.

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