Twitter unter Elon Musk

Oder: Wie man in wenigen Wochen ein Auto voller Clowns in eine Goldmine stürzen lässt.

Es ist schon interessant zuzusehen, in wie kurzer Zeit man ein Unternehmen mit einem funktionierenden Produkt so dermaßen aufwühlen kann. (Ja, ich wollte schon „gegen die Wand fahren“ sagen, aber noch bin ich voller Hoffnung, dass sich das alles doch irgendwie noch ausgeht.)

Elon Musk kauft Twitter und übernimmt Ende Oktober 2022 ein bedeutsames Social Network. In kürzester Zeit herrscht Chaos:

  • Twitter soll kostenpflichtig werden. Zuerst will Elon Musk dafür 20 USD haben. Dann pfeift ihm Stephen King eines und er reduziert das auf 8 USD.

$20 a month to keep my blue check? Fuck that, they should pay me. If that gets instituted, I’m gone like Enron.

Stephen King
  • Kaum ist der Preis bei 8 USD und der blaue Badge offiziell erhältlich, tauchen in meiner Timeline Unmengen an Fake-Accounts namens „Elon Musk“ auf. Der echte Elon Musk kündigt an, ein zusätzliches Badge einzuführen, dass „Official“ oder „Verified“ signalisiert.
  • Elon Musk kündigt Teile der Belegschaft per E-Mail. Darunter sind auch Entwicklerinnen und Entwickler, die den Code, den sie programmiert haben, ausdrucken und vorlegen sollen. Die verbleibende Belegschaft soll sich auf längere Arbeitszeiten einstellen.
  • Die grauen „Verifiziert“ bzw. „Official“-Badges verschwinden und sind ein paar Stunden später wieder da.
  • Weitere Entlassungen folgen. Die New York Times meint, es seien etwa 50 Prozent der Belegschaft betroffen.
  • Irgendwann inmitten des Chaos wurde klar, dass sich auch Werbekunden aus Twitter zurückziehen, da die Umgebung dort mittlerweile toxisch geworden ist.
  • Luca Hammer baut ein Tool (fedifinder), mit dem man Mastodon-Accounts unter seinen Twitter-Followern und bei denen, denen man auf Twitter folgt, herausfinden kann. Viele melden sich bei Mastodon, einer Twitter-Alternative bzw. einem gehypten ultraminimalistischen Blog-System an.
  • Elon Musk kommt drauf, dass er wesentliche Teile der Belegschaft gekündigt hat und holt einige zurück. Nicht alle kommen wieder.
  • Elon Musk entlässt Angestellte, die ihm auf Twitter (öffentlich) widersprechen bzw. ihn korrigieren.
  • Am 16. November 2022 schickt Elon Musk ein E-Mail aus, in dem er von der Belegschaft längere Arbeitszeiten und mehr Aufopferung fordert. Wer nicht bis Mitternacht antwortet und sich somit automatisch dazu verpflichtet, ist automatisch gekündigt. Viele antworten nicht.

Hundreds upon hundreds of Twitter employees have technically resigned but still have access to Twitter’s internal systems, with some speculating it is because the employees tasked with managing that access also resigned.

Alex Heath
  • Gegenwärtig (wir haben den 18. November 2022) sind die Twitter-Büros geschlossen. Der Hashtag RIPTwitter ist populär.

Just in case Twitter is REALLY going to die today: Thank you all so much for the time we spent together. Always know that you are being loved and that you matter. Be kind to each other and spread love wherever you go. Thank you for everything ❤🫡

Marius Kauer
  • Elon Musk stellt vor, was „Meinungsfreiheit“ auf Twitter bedeutet:

New Twitter policy is freedom of speech, but not freedom of reach. Negative/hate tweets will be max deboosted & demonetized, so no ads or other revenue to Twitter. You won’t find the tweet unless you specifically seek it out, which is no different from rest of Internet.

Elon Musk
  • Elon Musk lässt auf Twitter über die Wiedereinrichtung des Accounts von Donald Trump abstimmen. Die Abstimmung geht mit 52:48 für die Wiedereinrichtung aus. Elon Musk verkündet das mit dem Tweet „The people have spoken. Trump will be reinstated. Vox Populi, Vox Dei.“ Wenige Minuten später taucht in Tweets das vollständige Zitat zu Vox Populi, Vox Dei auf:

full quote is „Nec audiendi qui solent dicere, vox populi, vox dei, quum tumultuositas vulgi semper insaniae proxima sit.” it translates to: „Do not listen to those who say the voice of the people is the voice of God, since the tumult of the crowd is always close to madness.“

shauna
  • Elon Musk entlässt noch mehr Angestellte und schaltet ein Rechenzentrum ab. Damit reduziert er Twitter auf 2 (von ursprünglich 3) Rechenzentren. Und schon geht’s los:

Users around the world reported service interruptions with Twitter. […] Three people familiar with the company’s infrastructure said that if the Sacramento facility had still been operating, it could have helped alleviate the problem by providing backup computing capacity when other data centers failed.

NY Times

Was ist da los?! Man weiß es nicht. Das wirkt alles so dermaßen chaotisch. Ich fange schon einmal an, alle hier auf meinem Blog eingebetteten Twitter-Embeds in reguläre Zitate umzuwandeln.

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