Sonntagsarabesken #25

Schuhe sind eine heikle Sache; wirklich. Sie haben eine Seele, davon ist auszugehen, vor allem in einer Stadt wie Rom. Hier ist vieles heilig, was sonst als unbelebt gilt. Bäume, Wege, Marmorblöcke und auch so mancher Sonnenuntergang; Fußballstadien, die Idee des Streiks und natürlich schnelle Autos in allen möglichen Größen. Und Schuhe. Ihre erotische Wirkung ist unbestritten; die Heilkraft eines Schuhkaufs läßt sich nicht von der Hand weisen; und auch emotionale Tiefstände können mit einem schönen Paar Stilettos überwunden werden. Diese Erkenntnis ist jedoch keinesfalls als religiöse Vorschrift im Sinne der furchtbar modischen „Sex and the City“-Kolumnen zu verstehen (nichts läge mir ferner, als den Nerv unserer Zeit treffen oder allgemein gültige, oberflächliche Bemerkungen als Gesellschaftskritik ausgeben zu wollen). Vielmehr steht sie in einer Kette von Gedanken, deren gemütlich plätschernder Lauf mich im Verglühen eines wunderschönen Tages wohltuend umgibt. Es ist die Zeit der ersten Träume, des heraufziehenden Schlafes, die Zeit der sich ankündigenden Nacht, der Verlangsamung und der überall spürbaren Vorbereitung zum letzten Aufbäumen. Kräfte werden noch einmal gebündelt, man konzentriert sich ein letztes Mal auf das, was vor Beginn des tiefen, wahrhaftigen Schlafes noch getan werden muß. Und in dem Dämmern der angenehmen und drohenden Dinge, die sich alle als Schatten vor dem glatten Hintergrund der Erlösung abzeichnen, denke ich an Schuhe (sie stehen hinter mir), denen ich für die ihnen innewohnende Macht der heiligen Freude danke, dafür nämlich, dass sie einen Abend und viele weitere Tage mit ihrem wundervollen Zauber veredeln werden.