Erscheinungen; wenn der Fluß glänzend wie eine Makrele auf venezianischem Markttisch in seinem Bett aus Stein liegt, träger Quecksilberspiegel, und stahlgraue Wolkenbahnen dunkles Azur durchziehen, dann sehe ich Dich vor mir stehen. Ich höre Autolärm und Rauschen; dahinter webt die Musik ihr eigenes Muster. Schwarzer Lidstrich umfängt Deine Augen. Du bist trotzig und hochmütig, launisch und herrschsüchtig. Ein hübsches Gesicht hast Du, ja, aber schon treten die Kanten des harten Alters darunter hervor. Ich kann mir vorstellen, wie Du in zwanzig Jahren aussehen wirst. Und wie Du reden wirst. Und was Du denken wirst. All das macht mir Angst. Trotzdem lockst Du mich, verführst Du mich, umgarnst Du mich. Ich hebe die Hände, um meine Augen zu bedecken, um meine Ohren zu verschließen, um Dich zurückzustoßen; kraftlos fallen sie herab, wie zerstochene Fahrradschläuche, die man mir an die Schultern geklammert hat. Sinnlos. Ich kann mich nicht wehren. Und wahrscheinlich will ich es auch nicht. Du bist schon in meine Gedanken eingedrungen, schöner Parasit, Du hast mein Herz angebohrt. Ich werde schwächer. Noch hat sich meine Aufmerksamkeit nicht ganz auf Dich gerichtet, noch schweifen meine Blicke zwischen vielen Zielpunkten hin und her. Kraftlos. Sinnlos. Ratlos. Ganz bewußt ist es mir geworden, auf der Brücke zwischen den zwei Welten, vor dem Abendhimmel, nach dem Essen: Wie immer werde ich mich verlieben, irgendwie. Soll sein. Ich kenne das; zur Genüge. Ein neuer Sommer wird kommen, ein anderer, und der Fluß wird noch immer wie Fischhaut glitzern, an den Quadern der Dämme nagend. Wo aber werden wir dann sein?