Tanz imitierende Roboter

Ich kann am Lob für Tanz imitierende Roboter keinen Gefallen finden, tun sie doch, wofür sie geschaffen wurden. Ein kurzer Rant, der mit einer Frage endet.

SHOCKING NEWS: China Just Put Humanoid Robots on a Live Concert Stage — And They Did Backflips.

Vor ein paar Tagen wurden bei einem Konzert des chinesischen Künstlers Wang Leehom in Chengdu (China) neben Tänzerinnen und Tänzern auch Roboter eingesetzt, um Choreographien darzubieten. Das wird als Meilenstein angepriesen, als neue, technologische Evolutionsstufe: Maschinen, die wie Menschen tanzen.

Humanoide Roboter haben die größten Bühnen der Welt erobert – im wahrsten Sinne des Wortes. […] Dies war keine technische Vorführung oder ein vorproduzierter Stunt. Mehrere G1-Roboter tanzten live Seite an Seite mit menschlichen Künstlern, führten eine perfekt synchronisierte Choreografie aus, tanzten im Takt der Musik und vollführten sogar fast synchrone Vorwärtssaltos.

Aus der Beschreibung auf YouTube

Finde nur ich das bestenfalls mäßig berauschend? Eine Kaffeemaschine ist da, um Kaffee zu produzieren. Ein Auto, um mich zu transportieren. Eine Schreibtischlampe, um Licht zu spenden. Ein Roboter, der für die Darbietung einer Choreografie programmiert ist (oder sie von einem Menschen kopiert), um sie darzubieten. Wenn die Kaffeemaschine keinen Kaffee produziert, wenn das Auto nicht fährt oder wenn die Schreibtischlampe kein Licht spendet, dann sind diese Geräte defekt. Wenn der Roboter die Choreografie nicht imitieren kann, auch wenn diese Aufgabe deutlich komplizierter und herausfordernder ist, dann ist er ebenso defekt. Vollzieht er aber den Vorwärtssalto, winkt er dem Publikum an der richtigen Stelle zu, klatscht er im Rhythmus zur Musik, dann ist das kein Ausdruck von Leistung, sondern das erfolgreiche Abarbeiten des ihm zugewiesenen Programms.

Der Live-Auftritt eines menschlichen Tänzers birgt stets die Gefahr des Scheiterns, die Einmaligkeit des Moments, die spür- und nachvollziehbare physische Anstrengung, das authentische Verstehen, die durch den eigenen Körper bedingte Nachvollziehbarkeit der hinter der menschlichen Aktion liegenden Leistung. Der „Tanz“ des Roboters, hingegen, perfekt und beliebig oft wiederholbar, ist eine Performance ohne Aura, das kalte Abarbeiten eines Programms. – Wenn also die eigentliche Errungenschaft in der Konstruktion der Hardware und in der Programmierung der Software, somit bei den Ingenieuren liegt, und der „Tanz“ für die Maschine nur die Erfüllung ihrer Funktion ist – worin liegt dann die Besonderheit, von der alle schwärmen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert