Tipps zur Bestattung

Über die „Perikles Bestattung“ habe ich ja schon des Öfteren geschrieben. Heute gibt es eine etwas allgemeiner gehaltene Diskussion, wie ich sie hier und hier schon angesetzt habe.

Das private Bestattungsunternehmen Perikles steht – natürlich – in Konkurrenz zu den staatlichen Unternehmen. Die Privatisierung dieses Markts lässt jedoch einige weitere Überlegungen zu, die zwar morbide und eigenartig wirken, durchaus aber legitim sind und, meiner Meinung nach, im Bewusstsein aller immer stets präsent sein sollten.

Privatwirtschaft heißt: Jeder, der die Voraussetzungen für einen bestimmten Beruf erfüllt, kann diesen ausüben und ist in seiner Preisgestaltung an nichts gebunden, außer an die Marktsituation. Nun ist die Bestattung eine eigentlich ziemlich einfache Arbeit: Loch buddeln, Leiche rein, Loch zubuddeln, fertig. Särge, Gedenktafeln, -steine, etc. sind das nicht wirklich notwendige Drumherum. Lässt man dieses einfache Berufsbild für unsere Tour d’horizon zu, so ist es natürlich legitim, dass tatsächlich jederman sich einen Gewerbeschein abholt und sein privates Bestattungsunternehmen gründet. Eine hohe Anzahl solcher Unternehmen macht natürlich für die Kunden die Preisfrage vor der Trauer immer interessanter, denn schließlich gehen, wie Dominik in dieser Sonntagsarabeske schon formuliert hat, Kultur und Würde sowieso den Bach runter, warum sollten dann die Toten, die sich in diesem Fall wahrlich die „Objekte der Begierde“ nennen können, nicht einfach Markt kreieren?

Wir kennen die (unabhängigen) Finanzoptimierer, wir kennen Steuerberater und Vermögensverwalter, wir kennen Tauschbörsen und wir kennen geizhals.at. Wie könnte man sich nun unter den Hundertschaften an Bestattungsunternehmen dasjenige aussuchen, das einem am besten zusagt. Und zwar in Leistung, Lage und Preis!? Nun, wie schon zuvor, schlage ich die Gründung einer Firma vor, die sich genau dieses Themas annimmt. www.geizleich.at wäre da ein passender Name: Vom Luxus-Package mit gefüttertem Sarg, 100m2-Grab und eigener Kapelle bis zum Juttesack mit Bauhaus-Schaufel und 50cm2 Grund (aufgestellte Aufbewahrungsposition) sollte da alles zu finden sein…

Die Marktlage würde die Preisgestaltung entscheiden, also wäre es auch klug, die Toten ein wenig aufzubewahren und sie erst dann ins wirtschaftliche Schlachtfeld zu lassen, wenn sich selbiges ein wenig beruhigt hat. Ein weiteres Unternehmen könnte auch das übernehmen: Kühlhausplätze können schnell preisgünstig gemietet werden, Grandma’s Self-Storage, so der von mir vorgeschlagene Name der Firma (ein Blick hierher wirkt in dem Fall ein wenig seltsam!), übernimmt dann Lagerung und Transport. In den weniger stark frequentierten Monaten (Preissenkungen und Kombi-Angebote schießen aus dem Boden) kann dann das Lagergut seine „weitere Reise“ antreten.

Wenn der werte Leser nun den Kopf schüttelt und sich denkt, dass ich komplett krank bin, so verweise ich nur auf § 8 (Wartefrist) Abs. 1 und 2 der Landesverordnung über das Leichenwesen in Deutschland: „(1) Die Bestattung darf frühestens 48 Stunden nach Eintritt des Todes und muß innerhalb von 216 Stunden durchgeführt werden. (2) Die zuständige Behörde kann […] die 216-Stunden-Frist verlängern, wenn gesundheitliche Bedenken nicht entgegenstehen.“ – Na bitte, im Kühlhaus beginnt ja wohl nix zu schimmeln, oder? Dagegen spricht also nichts.

Doch weiter: An Wochenenden ist für gewöhnlich der Preis für Bestattungen sehr hoch, da die meisten da Zeit haben, dem Trauerzug zu folgen und sich im Hinterköpfchen das Erbe auszurechnen, während die Trauerabteilung des Gehirns permanent meint, dass man das jetzt nicht tun dürfe. Es empfiehlt sich also, die Grabtragung unter der Woche durchzuführen. Am besten zwischen Dienstag und Donnerstag zu einem Zeitpunkt, an dem das Erdreich leicht aufzugraben ist, also nicht im Winter oder im Herbst (Regen!).

Meine Tipps stoßen schön langsam an ihre Grenzen, da ich ja nicht allzuviel Erfahrungen auf dem Gebiet der Bestattungswirtschaft gemacht habe, doch noch zwei Gedanken möchte ich dem werten Leser mit auf den Weg geben: (1) Ein eigener Fachhochschul-Lehrgang „Leichenlogistik“ wird immer empfehlenswerter, denn der marktorientierte Kunde wird sich natürlich gut überlegen, ob er die Leiche bei horrenden Grundstückspreisen am Wiener Zentralfriedhof beerdigen wird oder ob er sie nicht vielleicht am Wolgograder Kriegsgefangenenfriedhof bestatten lässt (Trauerzeremonie in der Perikles-Kapelle über Videoleinwand. Probleme mit Staatsbürgerschaften, Visa, etc. gibt’s dann ja eh nicht mehr – dafür sorgt die WTO!). (2) Wenn der werte Leser das nächste Mal auf Urlaub ist, so empfiehlt es sich natürlich, auch die Friedhöfe des jeweiligen Urlaubslandes zu besuchen. Vielleicht gibt’s da ja ein Schnäppchen?

So. Und jetzt reicht’s vorerst mit all den Leichen.