Lea Verou stellt ernüchternd fest: Das Web ist konservativ, im technologischen Fortschritt langsam und setzt stark auf lange erprobte längst überholte Technologien.
We spend so much time in the bubble of bleeding-edge tech that we lose touch with how the web is really built. Most of the web favors old, stable tech instead of new bling.
CSS-in-JS? Only 2% of websites. React? Only 4%. Service Workers? Less than 1%. Houdini? Practically 0%.
Nobody uses jQuery anymore, right? Wrong. It appears on 83% of all websites! Everyone uses Jamstack instead of bloated CMSes, right, right? Wrong. Static site generators are used in less than 1% of websites, WordPress powers one-third of the Web.
How the Web is Really Built, Lea Verou [Links angepasst]
Soweit, so gut. Doch ist das schlecht? Hier habe ich zwei Seelen in mir: Die eine ist die des Developers, der Neues ausprobieren und die Vorteile in neuen Technologien sehen will, die andere die des Betreibers einer Website, der vor allen anderen Dingen will, dass sie funktioniert, erweiterbar und leicht zu bedienen ist, und, wenn möglich, keinen allzu großen Wartungsaufwand verursacht. – Nicht anders geht es zumindest denjenigen, die den oben verlinkten Artikel mit Wissen aus ihrem beruflichen Alltag kommentiert haben. So zum Beispiel Damien King, der meint, dass die meisten Technologien unter die Kategorie „cool, but unnecessary“ fallen und WordPress und jQuery – „both easy to learn and highly expandable“ – mehr dem regulären Anwendungsfall („Website“ als Marketinginstrument) entsprechen als der von Entwicklern gehypte Jamstack, der vielleicht doch nicht „the amazing new thing that many devs believe it to be“ ist.
Der technologische Fortschritt, im konkreten Fall die Art und Weise, wie eine Website am Ende ausgeliefert wird (hier spitzt sich ohnehin alles auf WordPress/Lampstack versus Jamstack zu), scheint von den Statistiken, die Lea Verou vorlegt, gebremst zu sein. Dieser Eindruck kann aber nur entstehen, wenn man „Webtechnologie“ als einen monolithischen Block versteht und nicht als kontinuierlichen Wettbewerb verschiedener, parallel entwickelter und aus unterschiedlichen Bedürfnissen und Szenarien heraus entstandener Lösungsmöglichkeiten für bestimmte Probleme. Somit sind es die Probleme, die den Anwendungsfall bestimmen, und nicht jede Technologie ist für jeden Anwendungsfall tauglich. Das übersehen wir Developer leider immer wieder, auch wenn es unser täglich Brot sein sollte, genau das zu erkennen.
Aber keine Sorge! Im Web bewegt sich mehr als genug. Trotzdem wollen wir vermeiden, dass die Lust am Ausprobieren von Neuem und der ausschließlich für Developer komfortable Zugang eines Jamstacks (übrigens auch ein valider „Anwendungsfall“) dazu führt, dass Technologie zum Selbstzweck wird. Content ist und bleibt King, sonst wird es langweilig.